Wahlbeteiligung gilt als wichtiger Gradmesser für das Funktionieren von Demokratien. Allerdings ist umstritten, ob eine niedrige Wahlbeteiligung auf Unzufriedenheit oder Zufriedenheit der Bürger schließen lässt. Das Niveau der Wahlbeteiligung allein lässt keine klaren Aussagen zu. Unstrittig ist hingegen die Beurteilung sich ändernder Wahlbeteiligung. Eine sinkende Wahlbeteiligung in einem sich ansonsten nicht in einer besonderen Situation befindenden politischen System wird gemeinhin als Problem angesehen (vgl. Kaase/Bauer-Kaase 1998: 86), weil davon ausgegangen wird, dass hierin ein Verlust an Bindungswirkung und Attraktivität des politischen Systems und seiner Akteure zu sehen ist. Deutschland bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Dem nach den Bundestagswahlen 1983 einsetzenden, bis 1994 anhaltenden Trend des Niedergangs der Wahlbeteiligung wurde große öffentliche und wissenschaftliche Aufmerksamkeit geschenkt (Falter/Schumann 1993; Eilfort 1994; Klingemann/ Lass 1995; Kaase/Bauer-Kaase 1998; Gabriel/Völkl 2004). Der Trend scheint mit den Bundestagswahlen 1998 zwar gebrochen, aber das Niveau etwa 10 Prozentpunkte niedriger zu liegen als bei der Bundestagswahl 1983.
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Aarts, K., & Weßels, B. (2005). Wahlbeteiligung in Deutschland und bei europäischen Nachbarn. In Wahlen und Wähler (pp. 595–617). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80516-4_24
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