Nicht zuletzt, weil die Bildung auch im 21. Jahrhundert eine soziale Frage ist, hat die Bildungssoziologie (engl.: Sociology of Education) in der sozialwissenschaftlichen Forschung, aber auch in der politisch interessierten Öffentlichkeit, wieder an Aufmerksamkeit gewonnen. Abzulesen ist dies an der Flut von bildungssoziologischen Großprojekten, Detail-Studien und Publikationen, an der gestiegenen Nachfrage nach bildungssoziologischem Expertenwissen in der Politikberatung, an der Einrichtung von Lehrstühlen und Instituten, die sich mit bildungssoziologischen Fragen beschäftigen sollen. Dabei ist Bildungssoziologie keine junge Wissenschaft, die sich mit Bildung und dem Bildungswesen beschäftigt, sondern kann auf eine lange Tradition zurückblicken, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Etablierung von Soziologie als eigenständiger Wissenschaft und der Institutionalisierung des Bildungswesen sowie der Massenbildung als zentralem Bestandteil des okzidentalen Projekts der Moderne begann (Karabel und Halsey 1977; Arum und Beattie 2000). Daher könnte man annehmen, dass es sich bei der Bildungssoziologie um ein soziologisches Fachgebiet – einer speziellen Soziologie womöglich – mit einem klar definierten Gegenstand und einem etablierten Kern an Fragestellungen, Theorien und Methoden handelt (Krais 2003). Dies ist jedoch offensichtlich nicht der Fall. Vielmehr ist in der Bildungssoziologie eine Vielfalt unterschiedlicher theoretischer, methodologischer und empirischer Zugänge festzustellen (vgl. Krais 1994). Gegenwärtig ist die moderne Bildungssoziologie ein weites wie unübersichtliches Forschungsgebiet in der Soziologie mit Bezügen zu anderen Sozialwissenschaften.
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Becker, R. (2009). Bildungssoziologie – Was sie ist, was sie will, was sie kann. In Lehrbuch der Bildungssoziologie (pp. 9–34). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91711-5_1
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