Vom Gesichtspunkt thematischer Affinitäten aus betrachtet, wäre die Erziehungswissenschaft eigentlich wie kein anderes Fach prädestiniert, sich mit Fragen der Bildungsfinanzierung zu befassen. Wer sich indessen die erziehungswissenschaftliche Forschung und Diskussionskultur der vergangenen Jahrzehnte vergegenwärtigt, der findet vieles – aber kaum Beiträge, die sich konstruktiv mit dem Thema Bildungsfinanzierung befassen. Dies gilt zumindest weithin für die deutsche bzw. deutschsprachige Diskussion unter Einbeziehung von Österreich und der Schweiz. Erst in den 2000er Jahren ist eine etwas größere Offenheit für Fragen im Grenzbereich von Ökonomie und Pädagogik entstanden. Gleichwohl steckt die erziehungswissenschaftliche Befassung mit wirtschaftlichen Dimensionen von Bildung und Erziehung noch in den Kinderschuhen. Welche tradierten Widerstände für die große Distanz der wissenschaftlichen Pädagogik zur wirtschaftlichen Basis der Arbeit von Bildungsinstitutionen namhaft zu machen sind und wie sich auch heute noch wirtschaftsskeptische Ressentiments im erziehungswissenschaftlichen Diskurs artikulieren, soll in diesem Beitrag erörtert werden. Schließlich soll aber auch ein Ausblick auf eine Zukunft gegeben werden, in der sich wirtschaftliche und pädagogische Perspektiven eher befruchten statt sich zu beargwöhnen und zu bekämpfen. Um die Genese des tiefen Grabens zwischen Bildung und Ökonomie zu verstehen, soll jedoch zunächst das Bildungsverständnis der Pädagogik problematisiert werden.
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Barz, H. (2010). Bildung und Ökonomisierungskritik – Die Perspektive der Erziehungswissenschaften. In Handbuch Bildungsfinanzierung (pp. 145–154). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92520-2_12
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