Der Mensch hat die natürliche Eignung zum Raumsehen. Der Sehapparat ist mit dem Gehirn verbunden, das in der Lage ist, Bildfehler zu korrigieren und das aufgenommene Bild zu interpretieren. Dieses grundsätzliche Verständnis des Raumes kann im Prinzip auch mit einem Auge von einer fixen Position aus erlangt werden. Durch Positionswechsel entsteht mit jeder neuen Position auch eine neue Perspektive. Kleine Positionsänderungen genügen, um einen echten Raumeindruck zu gewinnen. Das funktioniert ebenso, wenn man nicht den Kopf bewegt, sondern die reale Szene mit beiden Augen betrachtet. Das Gehirn ist ohne weiteres in der Lage, aus diesen gering unterschiedlichen Perspektiven die Wahrnehmung eines Raumes zu generieren. Im Stereoskop werden dem Auge die beiden leicht versetzten Bilder angeboten, wodurch der Eindruck einer realen Szene entsteht. Dafür muss man jedoch in einen Guckkasten zu schauen. Bequemer ist es, wenn man sich eine 3D-Brille aufsetzt und einen gleichwertigen Eindruck auf großer Leinwand genießt. Unerfreulich verbleibt dann lediglich die Brille. Aber auch hierzu gibt es Abhilfe. Seit mehr als einem Jahrhundert existieren Verfahren zur 3D-Darstellung auch ohne 3D-Brille. Was mit der Integralfotografie zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen Anfang nahm wurde später zur Autostereoskopie und ist heute unter dem Schlagwort Lichtfeld auf dem Weg ins 21. Jahrhundert.
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Grasnick, A. (2020). Virtuelle Illusionen. In Grundlagen der virtuellen Realität (pp. 213–298). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60785-5_4
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