Vom Verstummen der Sozialkritik

  • Wagner G
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„Endstation Globalisierung: der Kapitalismus frißt seine Kinder“ (Greider 1998), „der parasitäre Konzern“ (Mitchell 2002), „der Terror der Ökonomie“ (Forrester 1998) — so lauten die Titel von Büchern, die gleich stapelweise auf den Auslagetischen deutscher Buchhandlungen angeboten werden. Auch die von der „Bild-Zeitung“ immer wieder an den Pranger gestellten „Raffkes in Nadelstreifen“ steigern die Auflage; so tragen die Anti-Helden des Kapitalismus immerhin zum betriebswirtschaftlichen Erfolg des Blattes bei. Selbst die Wochenzeitung „Die Zeit“ nimmt den scharfen Ton auf und fällt ein vernichtendes Urteil: „Wenn ein Unternehmen Verluste macht, lautet die Antwort: Entlassungen. Wenn ein Unternehmen Gewinne macht, lautet die Antwort neuerdings erst recht: Entlassungen. Wie soll man das nennen, wenn nicht Wahnsinn?“ (Greiner 2005). Während Entlassungswellen und die vorgebliche Selbstbedienungsmentalität der Wirtschaftseliten immer wieder mit Verve kritisiert werden, zieht die Wiederkehr der sozialen Frage dieses Maß an medialer Aufmerksamkeit nicht auf sich. Und das, obgleich soziale Ungleichheit steigt, Kinderarmut wächst, viele Jugendliche den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt nicht mehr schaffen und das Problem der Altersarmut zunehmend mehr Menschen bedrängt.

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Wagner, G. (2008). Vom Verstummen der Sozialkritik. In Ein neuer Geist des Kapitalismus? (pp. 311–338). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91074-1_12

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