Das nicht-komplexe und daher simplistische Modell einer perfekten Marktwirtschaft in einem einzigen determinierten Gleichgewicht ist weitgehend unbrauchbar und forscherisch unergiebig. Es kann endogene Krisen nicht systematisch erfassen, besitzt wenig praktische Verwertungsmöglichkeiten und findet in den verschiedensten Praxisbereichen daher auch kaum Wertschätzung. Dennoch beherrscht der neoklassische „Mainstream“ weiterhin die ökonomische Disziplin, v. a. in Lehre und Politikberatung, da er in letzter Instanz Alltagsrhetorik und Ideologie der herrschenden Zustände und Interessenkonstellation liefert. Wenngleich auch in der Mainstream-Forschung zunehmend ähnliche Fragen untersucht werden wie in den großen „heterodoxen“ Paradigmen und in den neueren komplexen Systemwissenschaften, so werden komplexe Ergebnisse durch den Mainstream, zumindest für Lehre und Politikberatung, doch meist wieder markt-, gleichgewichts- und optimalitäts-konform uminterpretiert. Die moderne Komplexitätsökonomik bricht mit simplistischen Sichtweisen und kann daher als eine umfassende Alternative zur „Mainstream“-Ökonomik verstanden werden. In taucht eine „gleichgewichtige, stabile und optimale Marktwirtschaft“ bestenfalls als ein extremer Spezialfall auf. Das Schulen-übergreifende Paradigmader Komplexitätsökonomik, das faktisch alte Fragestellungen und Sichtweisen der „Heterodoxien“ weiterentwickelt und in das die großen „Heterodoxien“ heute konvergieren, zeigt mit ihren modernen Analysetechniken auch, wie sich Heterodoxien offensiv weiterentwickeln können. Exemplarisch wird dies anhand der evolutionären Institutionenökonomik, konvergenter System- und Netzwerkanalysen, theoretischer „Selbstorganisations-“Mechanismen und von Politikimplikationen thematisiert.
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Elsner, W. (2019). Complexity Economics as Heterodoxy (pp. 337–366). https://doi.org/10.1007/978-3-658-16145-3_14
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