Seit der Erosion des Modells (zweck-)rationalen Handelns ist die allgemeine Organisationssoziologie auf der Suche nach grundlegenden Konzepten für ihren Gegenstandsbereich. Neben Macht, Kultur, Institution, Netzwerk und Praxis ist Unsicherheit ein weiterer Kandidat. Klar ist, dass keines dieser oder anderer Konzepte für sich allein genommen die Nachfolge des Rationalmodells antreten kann. Ihre Tauglichkeiten werden daher mitbestimmt davon, ob und wie sich ein Begriff mit anderen kombinieren lässt. Eine weitere Vorgabe für jedes Basiskonzept der Organisationssoziologie lautet, dass es den gesellschaftlichen Bezug aller Analysen erkennen lassen und erhalten muss, die mit seiner Hilfe durchgeführt werden. Auch hierin wiegt die Traditionslast des Rationalmodells schwer. Damit sind die Prüfbedingungen gegeben, die mein Beitrag an ein mögliches organisationssoziologisches Verständnis von Unsicherheit anlegen wird. Es muss hinreichend allgemein sein, um die Einheitlichkeit eines Gegenstandes „Organisation`` identifizieren zu können. Es muss sich mit anderen allgemeinen Konzepten verknüpfen lassen. Es muss sich auch gesellschaftstheoretisch bestimmen lassen. Und es darf bei all dem nicht so steril werden, dass es seine Tauglichkeit für Einzelfallanalysen verliert, denen die Organisationssoziologie mindestens so viel verdankt wie großen Theorieentwürfen.
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Brosziewski, A. (2015). Unsicherheit als ein Grundkonzept der Organisationssoziologie. In Organisation und Unsicherheit (pp. 17–33). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19237-6_2
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