Luhmanns Systemtheorie aus der Sicht der Verteilten Künstlichen Intelligenz

  • Wellner J
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Koordinationsprobleme treten immer dann auf, wenn z.B. eine Abhängig-keit von Aktionen mehrerer Agenten besteht, nur exklusive Ressourcen zur Verfügung stehen, die jeweils nur ein Agent nutzen kann, aber von mehreren beansprucht werden, oder wenn individuelle Fähigkeiten eines Agenten für die Lösung einer Aufgabe nicht ausreichen. Je nach AufgabensteIlung ist die Koordination ein permanentes oder nur ein temporäres Problem, muss aber prinzipiell bei allen gegenwärtig interessanten Einsatzgebieten für Agenten, wie der Informationsbeschaffung im Internet, der verteilten Steuerung oder Planung von Prozessen oder bei einem Einsatz mobiler Roboter berücksich-tigt werden. Einer gewissen Tradition in der Künstlichen Intelligenz (KI) folgend, sich immer wieder Ideen für Lösungsansätze aus artfremden Wissenschaftsdiszip-linen anzueignen, hat auch die VKI in ihren Ansätzen vor allem auf psycho-logische Forschungsergebnisse zurückgegriffen. Das ist wenig verwunder-lich, da viele Konzepte der KI durch die Psychologie beeinflusst oder gar initiiert wurden. Komplexe Agentenarchitekturen sind das Ergebnis dieser Herangehensweise. Eine typische Konzeption eines intelligenten Agenten greift daher auch auf psychologisch belegte Begriffe wie Ziel, Intention oder Annahme zurück und für interaktive Situationen mehrerer Agenten bezieht man sich auf Begriffe wie gemeinsames (oder Gruppen-) Ziel, Verhandlung (negotiations) und Verpflichtungen (commitments). Zentraler Aspekt dieser sogenannten BDI (belief, desire, intention)-Architekturen (Rao/Georgeff 1991) ist, dass ein Agent immer daran interessiert ist, sowohl seine eigenen Ziele und Absichten, als auch die seiner potenziellen Interaktionspartner zu kennen. Koordination bedeutet daher bei diesen Ansätzen vor allem das ge-genseitige Anpassen von individuellen Zielen durch die Agenten (Jennings 1996). Für diese Aufgabe ist es daher notwendig, sich nicht nur bezüglich unterschiedlicher Ziele abzustimmen, sondern z.B. auch Informationen, be-zogen auf Fähigkeiten, Teillösungen oder Dringlichkeiten von Wünschen, auszutauschen, um eine effiziente und faire Koordination zu erzielen. In gewisser Weise versucht ein Agent, einen anderen Agenten (als potenziellen Koordinationspartner) bis zu einem gewissen Grad zu modellieren oder zu-mindest seine Sicht auf die Dinge anzunehmen. Dies ist eine hochkomplexe Aufgabe, und das Koordinationsproblem hat sich daher in viele einzelne Pro-bleme aufgespliuet, ohne dass eine befriedigende Lösung in Sicht wäre. Ein Nebeneffekt dieser, auf psychologisch orientierten Modellansätzen basierenden Versuche, koordinierte Aktionen von mehreren Agenten zu er-möglichen ist, dass sie bisher ansatzweise nur für kleine Agentengruppen ren müssen und um dies zu ermöglichen, müssen Agenten ihre Aktionen koordinieren. Ko-ordination ist Voraussetzung für eine Kooperation (Ferber 1999), aber Kooperation emer-giert nicht auf der Basis der Ziele von Agenten (Conte/Castelfranchi 1995): Die VKI stellt sich nicht die Frage, wie soziale Ordnung und damit Kooperation zwischen egoistischen Individuen entstehen kann, weil die Ausgangssituation nicht als "Kampf Aller gegen Alle" um knappe Ressourcen betrachtet wird.

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Wellner, J. (2002). Luhmanns Systemtheorie aus der Sicht der Verteilten Künstlichen Intelligenz. In Luhmann modelliert (pp. 11–23). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99330-4_2

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