Eine Haut-oder Weichteilinfektion ist einer der häufigs-ten Gründe für Konsultationen in der Hausarztpraxis oder in Notfallstationen und für eine Hospitalisation. Zudem nimmt die Häufigkeit der ambulanten u nd statio n ären Behandlungen von Patienten mit Haut-und Weichteilinfektionen in einigen Regionen der Welt zu, wahrscheinlich wegen der Ausbreitung von ambulant erworbenen Methicillin-resistenten Staphylococcus au-reus («community-associated MRSA», CA-MRSA). In den USA werden mehr als 14 Millionen ambulante Konsul-tationen pro Jahr wegen Haut-und Weichteilinfektionen registriert, mit mehr als 600 000 Hospitalisationen (3,7% aller Notfallhospitalisationen) [1]. Die Anzahl Hospitali-sationen wegen dieser Infektionen nahm von 2000 bis 2004 um 29% zu [2]. Eine der ersten kontrollierten Studien zur Wirksamkeit einer antibakteriellen Substanz (Prontosil) wurde bei Patienten mit Erysipel durchgeführt [3]. Umso erstaun-licher ist es, dass heute die Empfehlungen zur Behand-lung von Zellulitis und Erysipel immer noch auf wenig Evidenz basieren, wie auch eine neuere Cochrane-Review feststellen musste [4]. Bereits die Begriffe zur Be-schreibung der Haut-und Weichteilinfektionen werden nicht einheitlich verwendet und führen oft zu Verwirrung. So werden zum Beispiel Erysipel und Zellulitis oft synonym gebraucht. Definitionen Zellulitis: Akute Hautinfektion, die Epidermis, Dermis und subkutanes Gewebe betrifft. A ls purulente Zellulitis wird eine Zellulitis mit purulenter Sekretion definiert, ohne dass ein drainierbarer Abszess vorliegt. Der häu-figste Erreger einer Zellulitis ist Staphylococcus aureus [5]. Erysipel: Akute, oberflächliche Hautinfektion, die auf Epidermis und Dermis beschränkt ist. Typisch ist die Mitbeteiligung der Lymphgefässe. Die grosse Mehrheit der Erysipel-Fälle wird durch β-hämolysierende Strepto-kokken verursacht. Nekrotisierende Fasziitis: Schwere, tiefe Infektion des subkutanen Gewebes mit rasch fortschreitender Nekrose des Fettgewebes und der Faszie. A uch die Muskeln kön-nen betroffen sein. Die darüberliegende Haut kann aus-gespart bleiben [6-8]. Zellulitis Ätiologie der Zellulitis Die häufigsten Erreger der Zellulitis sind S. aureus und β-hämolysierende Streptokokken (meistens der Gruppe A [Streptococcus pyogenes], aber auch der Gruppe B, C und G). Eine neulich publizierte Arbeit analysierte die Daten von Studien, in denen der Erreger einer Zellulitis mittels Nadelaspiration oder Stanzbiopsie gesucht wurde. In 51% der positiven Kulturen wurden S. aureus und nur in 27% β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A nachgewiesen [5]. Wenn Furunkel, Abszesse oder eine purulente Sekretion vorliegen, dann ist S. aureus noch häufiger. Inzwischen werden die meisten purulenten Zellulitiden in den USA durch CA-MRSA verursacht (59% der Fälle), während der Methicillin-empfindliche S. aureus in 17% und β-hämolysierende Streptokokken nur in 2,6% der
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Bassetti, S., Piso, R. J., & Itin, P. (2013). Haut- und Weichteilinfektionen: Zellulitis, Erysipel und nekrotisierende Fasziitis. Swiss Medical Forum ‒ Schweizerisches Medizin-Forum, 13(35). https://doi.org/10.4414/smf.2013.01600
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