Zivilgesellschaft und der Vordere Orient: Das Prinzip Hoffnung und die Grenzen eines sozialwissenschaftlichen Konzepts

  • Albrecht H
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A. kritisiert die bisherige Anwendung des Konzepts Zivilgesellschaft auf den Vorderen Orient. In konzeptioneller Hinsicht lassen sich grob ein weiter Begriff (ZG = in vertikaler Hinsicht zwischen Staat und Individuum und in horizontaler zwischen wirtschaftlicher (Unternehmen, Unternehmerverbände, Gewerkschaften) und im engen Sinn politischer (Parteien) Sphäre angesiedelter Raum gesellschaftlicher Organisation) und ein enger Begriff (ZG = solche Organisationen, Bewegungen etc., die in ihren Zielen und ihrer inneren Organisation an liberaldemokratischen Grundsätzen orientiert sind) unterscheiden. Problematisch sei insbesondere zweiterer Begriff, da er eng mit der Zuschreibung bestimmter Funktionen für demokratischen Wandel an die ZG verbunden sei. Das verstelle den Blick darauf, dass zivilgesellschaftliche Organisationen (v.a. NGOs (Menschen- , Frauen-, Umweltrechte), private Clubs, Unternehmerverbände), die sich v.a. in den 1990ern in Ägypten im Zuge der Liberalisierung gebildet hätten anderen Funktionen dienen: Kooptation von Eliten, Etablierung neuer wasta-Netzwerke; nicht aber einer vom Regime unabhängigen Raum gesellschaftlicher Interessenartikulation und -vermittlung. NGOs seien vielmehr in fast allen Fällen GO-NGOs und erfüllten damit nicht das Kriterium der Unabhängigkeit vom Staat. Deshalb verwundert auch nicht das Ausbleiben einer aus transformationsteleologischer Sicht angenommenen Demokratisierungswirkung der "ziv.ges." Organisationen. Diese dienen vielmehr dem Regimeerhalt durch Kooptation und Kontrolle bestimmter gesellschaftlicher Bereiche. Diskussion, ob islamistische Organisationen zur Zivilgesellschaft zu zählen seien oder nicht. Albrecht: Ja, wenn nichtnormativer, nichtteleologischer und weiter Begriff von Zivilgesellschaft zugrunde gelegt werde. Dieser Begriff unterscheide sich dann aber nicht mehr wesentlich von dem der Gesellschaft im Sinne einer von Staat und Wirtschaft abgegrenzten Sphäre. Wichtig: In Transformationsforschung zwei Strömungen der ZG-Forschung. 1) Kausalpfad: Legitimationskrise des Regimes => Liberalisierung => Zunahme der ZG => Elitensplit + Kooperation Reformierer + Opposition&ZG => Transformation. 2) Zivilgesellschaft wird v. a. bei Konsolidierung nach erfolgter Transition wichtig.

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Albrecht, H. (2007). Zivilgesellschaft und der Vordere Orient: Das Prinzip Hoffnung und die Grenzen eines sozialwissenschaftlichen Konzepts. In Neues Jahrbuch Dritte Welt 2005 (pp. 118–143). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90156-5_5

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