Für viele Tiere ist das Riechen der wichtigste Sinn für die Orientierung in der Umwelt und im sozialen Umfeld. Gerüche zu erkennen und zu beurteilen, ist lebenswichtig, und die Leistungsfähigkeit des Riechsinnes ist entsprechend optimiert. Wir wissen heute eine Menge über die Funktionsweise der Nase und darüber, wie das Gehirn Geruchsinformation auswertet. Eine besondere Rolle spielt dabei das Prinzip der Musteranalyse, einer Methode, die unser Gehirn dazu befähigt, sehr viele unterschiedliche Gerüche zu unterscheiden. Im Riechgedächtnis werden Geruchserlebnisse und deren Bedeutung langfristig gespeichert. Eine besondere, vom Riechsystem weitgehend getrennte Rolle spielt das Pheromonsystem. Pheromone sind Signalstoffe, die der Kommunikation zwischen Individuen der gleichen Art dienen. Pheromone lösen in anderen Tieren z. B. stereotype Verhaltensweisen aus. Das Pheromonsystem arbeitet deshalb im Dienst der Arterhaltung. Bei Menschen ist das Pheromonsystem zurückgebildet; möglicherweise werden Teile seiner Funktion vom Riechsystem übernommen. Das Riechsystem erschließt Tieren und Menschen eine komplizierte und vielschichtige Welt chemischer Information, die eng mit Emotionen und Befindlichkeiten verwoben ist.
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Frings, S., & Müller, F. (2019). Riechen. In Biologie der Sinne (pp. 101–123). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58350-0_6
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