Der Begriff psychischer Krankheit in Psychiatrie und Psychotherapie

  • Heinz A
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Abstract

Der Begriff psychischer Krankheit in Psychiatrie und Psychotherapie Nicht erst mit Einführung des DSM-5 [1] wird die Frage in der Öffentlichkeit disku-tiert, wie psychische Krankheit definiert werden kann. Einerseits wird diese Dis-kussion aus der Sorge heraus betrieben, dass immer weitere Bereiche psychischen Leidens, die bisher zu den alltäglichen Erfahrungen ohne Krankheitswert zähl-ten, zu psychischen Erkrankungen erklärt werden. Das Paradebeispiel ist die Diskus-sion um die Trauerreaktion bzw. die Fra-ge, wie lange eine psychische Verstim-mung nach Verlust eines nahen Angehö-rigen anhalten kann, ohne dass die Diagnose einer Depression gestellt werden darf [5]. Andererseits bietet der Status der Krankheit Schutzrechte für die Betroffe-nen, die bei einem zu engen Krankheits-begriff für diejenigen verlorengehen kön-nen, die dann nicht mehr als "erkrankt" gelten und die entsprechenden Rechte, inklusive einer angemessenen therapeu-tischen Versorgung durch die Solidarge-meinschaft der Versicherten, einfordern können. Aber auch ein zu weiter Krank-heitsbegriff kann dazu führen, dass psy-chische Erkrankungen so vielfältig diag-nostiziert werden, dass eine angemesse-ne Versorgung kaum mehr einklagbar ist. Hinzu kommen weitere Sorgen, beispiels-weise nach Stigmatisierung sozial unlieb-samer Verhaltensweisen. So wurde an-hand der im DSM-5 aufgehobenen Tren-nung zwischen dem schädlichen Kon-sum einer Droge und einer Abhängig-keitserkrankung und der damit verbun-denen Zusammenführung beider Stö-rungsbilder unter dem neuen Begriff der Substanzkonsumstörung die Sorge ge-äußert, dass sozialpolitisch oder religiös motivierte Verbote der Droge Alkohol in einzelnen Ländern zu einer Pathologisie-rung des nicht abhängigen und körperlich nicht schädlichen Alkoholkonsums füh-ren können, einfach weil aufgrund der so-zialen Verbotssituation der Konsum sozial nachteilige Folgen mit sich bringt [4].

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Heinz, A. (2015). Der Begriff psychischer Krankheit in Psychiatrie und Psychotherapie. Der Nervenarzt, 86(1), 7–8. https://doi.org/10.1007/s00115-014-4068-9

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