“Tagesschau” und “heute” — Politisierung des Unpolitischen?

  • Schatz H
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Politisierung des einzelnen, Politisierung sozialer Interaktionen und damit Politisierung der Gesellschaft, — das sind Forderungen, die in zunehmendem Maße in der kritischen Öffentlichkeit diskutiert werden. Hinter diesen auf den ersten Blick recht vagen Begriffen verbirgt sich ein breites Spektrum von Vorstellungen über die optimale Organisation der Gesellschaft zur Bewältigung ihrer Verteilungs-, Anpassungs- und Entwicklungsprobleme. Neben rein normativen Positionen, die in der Politisierung des einzelnen den Weg zur Selbstverwirklichung oder gar zur herrschaftsfreien Gesellschaft sehen, finden sich eine ganze Reihe mehr instrumental ausgerichteter, gleichwohl normativer Überlegungen, die sich auf die wachsende Diskrepanz zwischen dem Steuerungsbedarf moderner hochkomplexer Gesellschaften und der herkömmlichen Rollenverteilung in politischen Systemen beziehen.(1) Aus der einen Sicht bedeutet Politisierung der Gesellschaft verstärkte Partizipation am politischen Willensbildungsprozeß, d.h. Erhöhung der Mitwirkungschancen des einzelnen bei der Bestimmung seiner existenziellen Situation. Aus der anderen Perspektive heißt Politisierung Verminderung des non-decision-Bereiches, d.h. Verbesserung vorhandener Artikulationsmöglichkeiten gesellschaftlicher Gruppierungen, deren Bedürfnisse bisher mehr oder weniger übersehen wurden und die damit latente Krisenherde für das politische System bilden. Daneben soll Politisierung Konflikt- und Konsensbildungsprozesse in Bezug auf langfristige Zukunftsprobleme der Gesellschaft intensivieren, die in Parteien und Parlamenten wegen des ihnen immanenten kurzen Zeithorizontes zu wenig berücksichtigt werden.

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Schatz, H. (1971). “Tagesschau” und “heute” — Politisierung des Unpolitischen? In Manipulation der Meinungsbildung (pp. 109–123). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88712-2_4

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