Unter „Ethik`` wird häufig die „Lehre vom moralisch guten Handeln`` (Buchkre-mer 1995, S. 119) verstanden. Bereits hier beginnt allerdings Dissens, denn ob Ethik als eine Lehre im Sinne einer wie auch immer gearteten inhaltlichen Anweisung fungieren kann oder nicht, ist vor dem Hintergrund kontingenter Letztbegründungen ethischer Vorgaben umstritten. So kann der Ethik auch ein anderer Status als der einer normativen Beurteilung zugewiesen werden, etwa der einer Beschreibung oder einer analytischen Reflexion moralischer Kategorisie-rungen. Immerhin aber besteht relative Einigkeit darin, dass derjenige, der systematisch auf andere Menschen einwirkt, wie dies im Rahmen Sozialer Arbeit unternommen wird, sich mit ethischen Fragestellungen befassen muss. Friedrich Schleiermacher führte diesen Grundgedanken im Jahre 1826 näher aus. Ähnlich, wie dies heute in Rechnung zu stellen ist, musste er feststellen: Ein Konsens in Sachen Ethik besteht nicht, es existiert „kein von allen anerkanntes ethisches System`` (Schleiermacher [1826] 2000, S. 14), durch das man sich legitimiert fühlen könnte. Es gab und gibt nicht die Ethik, sondern konträre Ethiken. Was Schleiermacher hinterlassen konnte, war deshalb keine unzweifelhafte Antwort auf ethische Problemstellungen, sondern eine Aufforderung zur Selbstvergewisserung in entsprechenden Zusammenhängen.
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Dollinger, B. (2012). Ethik und Soziale Arbeit. In Grundriss Soziale Arbeit (pp. 987–997). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94311-4_61
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