Mit dem Aufbrechen des klassischen Parteiensystems in Deutschland ergeben sich vielfältige neue und komplexere Koalitionsoptionen. Von großer Wichtigkeit sind dabei Koalitionssignale, die die Parteien vor der Wahl aussenden. Ziel des vorliegenden Artikels ist es, die Auswirkungen von Koalitionsaussagen auf das Wahlverhalten zu untersuchen und dabei neben dem Effekt selbst auch Wechselwirkungen des Signals mit individuellen Eigenschaften der Wähler zu betrachten. Hierzu wurde im Vorfeld der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016 ein Online-Vignettenexperiment durchgeführt, in dem die Befragten der Versuchsgruppe mit einem von zwei hypothetischen Koalitionssignalen in Form einer Vignette konfrontiert wurden. Das erste enthielt die Aussage, die CDU schließe nicht aus, nach der Wahl eine Koalition mit der AfD einzugehen, während sich in dem zweiten SPD und Grüne dafür aussprachen, eine Koalition mit der Linken einzugehen, sofern es für eine Grün-Rote Mehrheit nicht reiche. Erwartet wurde, dass die Signale die Bereitschaft der CDU-Anhänger bzw. der von SPD und Grünen reduzieren würde, die von ihnen eigentlich bevorzugte Partei zu wählen. Die Ergebnisse der Analyse bestätigen die Hypothesen, wobei die Effekte desto höher ausfallen, je größer die ideologische Distanz zwischen der eigentlich präferierten Partei und dem signalisierten potenziellen Koalitionspartner ausfällt.
CITATION STYLE
Schliebs, M., Fritz, B. S. L., Messerschmidt, L., Volkmann, J., & Behnke, J. (2017). Die Auswirkungen von Koalitionssignalen auf das Wahlverhalten. Experimentelle Befunde bezüglich der Landtagswahl in Baden-Württemberg von 2016. In Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie (pp. 57–84). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16714-1_3
Mendeley helps you to discover research relevant for your work.