Der Begriff Genetik ist aus dem Griechischen γενετική τέχνη (sprich: genetiké téchne) hergeleitet und lässt sich am treffendsten mit »Wissenschaft von der Erzeugung« übersetzen. Der Begriff »Genetik« wurde 1905 von William Bateson geprägt (zitiert nach Haynes 1998). Die Fragestellungen der Genetik gehen zwar von der Aufklärung der Regeln und Mechanismen der Vererbung aus, haben aber heute darüber hinaus auch das Ziel, die Unterschiede in der genetischen Ausstattung verschiedener Organismen funktionell zu erklären (funktionelle Genomforschung); eine besondere Dynamik gewinnt die Genetik heute aus der Möglichkeit, auch das Erbgut bereits ausgestorbener Arten zu untersuchen (Evolutionsgenetik; Kap. 15). Damit steht die Genetik heute im Schnittpunkt anderer biologischer Disziplinen (wie Zellbiologie, Entwicklungsbiologie oder Molekularbiologie) und beeinflusst mit ihren methodischen Ansätzen diese Bereiche. Als universelle biologische Disziplin findet sie außerdem in allen Organismenklassen Anwendung, bei Mikroorganismen (z. B. Bakterien und Hefen) genauso wie bei Pflanzen, Tieren und Menschen. Gerade in den letzten Jahren war die Genetik wesentlich daran beteiligt, neue Technologien zu entwickeln, die unter den Stichworten der Gen- bzw. Biotechnologie zusammengefasst werden können.
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Graw, J. (2015). Was ist Genetik? In Genetik (pp. 1–20). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-44817-5_1
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