Das Militär ist – was in der Militärsoziologie bisher zu wenig Beachtung findet – in hohem Maße staatliche Verwaltung, sprich Militärbürokratie, und viele verwaltungs- und haushaltsrechtliche, organisationsstrukturelle wie kulturelle Charakteristika des öffentlichen Sektors finden sich auch in den staatlichen Armeen. Krieg zu führen, d. h. militärisches Handeln im engeren Sinne, ist neutral betrachtet für militärische Organisationen eher der Ausnahmezustand denn die Regel. Befindet sich das Militär im vorherrschenden ‚kalten Aggregatzustand‘, dann lassen sich die täglichen Arbeitsprozesse der militärischen Organisation und ihre administrativen Anteile kaum von denjenigen in anderen Organisationen des staatlichen bzw. öffentlichen Sektors unterscheiden. Aber auch in diesen kalten Phasen werden Erwartungen der Umwelt an die Organisation gerichtet, d. h. Legitimitätsforderungen gestellt, und das Militär muss den Beweis für seine Leistungsfähigkeit und seine technische Effizienz erbringen. Im heißen Aggregatzustand können sich die Legitimitätsanforderungen und Handlungsmodi verschieben; gleichwohl bleiben im Krieg und unter Einsatzbedingungen bürokratische Prozesse vielfach aufrechterhalten.
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Richter, G., & Elbe, M. (2012). Militär und Verwaltung. In Militärsoziologie – Eine Einführung (pp. 264–283). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93456-3_12
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