Der Erste Weltkrieg hinterließ in der Sozialpolitik tiefe Spuren. Er schuf nicht nur neue soziale Herausforderungen in Form neuer Bedarfslagen, sondern änderte auch die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen sozialstaatlichen Handelns nachhaltig. Die Ablösung der Hohenzollern-Monarchie durch eine mit erheblichen Funktions- und Legitimitätsdefiziten behaftete Demokratie im November 1918 änderte die politische Ordnung tiefgreifend. Aber auch die politischen Kräfteverhältnisse verschoben sich deutlich. Aus dem Krieg gingen die Gewerkschaften gestärkt hervor, und die Sozialdemokratie und das katholische Zentrum erlangten bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1919 zusammen mit der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei für kurze Zeit eine große Mehrheit. In den folgenden, häufig durch politische und wirtschaftliche Instabilität gekennzeichneten vierzehn Jahren der Weimarer Republik entwickelte sich die Sozialpolitik zu einem zentralen, zunehmend von tiefgehenden politischen Konflikten geprägten Politikfeld. Die staatliche Sozialpolitik wurde auf der Basis der Bismarck’schen Sozialversicherungen zunächst ausgebaut und durch weitere wohlfahrtsstaatliche Leistungen ergänzt, später jedoch wieder beschnitten.
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Schmidt, M. G., & Ostheim, T. (2008). Sozialpolitik in der Weimarer Republik. In Der Wohlfahrtsstaat (pp. 131–143). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90708-6_12
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