Zur Einleitung: „Ärgerliche“ Gesellungsgebilde?

  • Hitzler R
  • Honer A
  • Pfadenhauer M
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Abstract

Präambel: Leben in Gesellschaften unter den Bedingungen einer "anderen" Moderne ist hochgradig individualisiert und optionalisiert. Subjektivierungs-, Pluralisierungs-, Individualisierungs- und Globalisierungsprozesse lösen die bisher dominierenden Klassen- und Schichtstrukturen auf und transformieren die klassischen Gesellungsformen (Familie, nachbarschaft, Kirchengemeinde etc) in Phänomene, die nur noch den Etiketten nach sind, was sie einmal waren. Gesellschaften sind aber auch nicht strukturlos (S. 9) Neue sozio-kulturelle Vergemeinschaftungsmuster, deren wesentlichstes Kennzeichen darin besteht, dass sich ihre vergemeinschaftende Kraft nicht länger auf ähnliche soziale Lagen gründet, sondern auf ähnliche Lebensziele und ähnliche Lebensziele und ähnliche ästhetische Ausdrucksformen. Herkömmliche Klassen- und Schichtmodelle werden durch Milieumodelle ersetzt, die möglicherweise aber noch weitergehende Re- und Neu-Modellierungen nach sich ziehen. Posttraditionale Gemeinschaft dadurch gekennzeichnet, dass sich Individuen kontingent dafür entscheiden, sich freiwillig und zeitweilig mehr oder weniger intensiv als mit anderen zusammengehörig zu betrachten, mit denen sie eine gemeinsame Interessenfokussierung haben bzw. vermuten. Als konstitutiv für Gemeinschaften jeweder Art betrachten wir (S. 10): a) Abgrenzung gegenüber einem wie auch immer gearteten "Nicht-Wir" b) ein wodurch auch immer entstandenes ein von den Mitgliedern der Gemeinschaft geteiltes Interesse bzw. Anliegen d) eine von den Mitgliedern der Gemeinschaft anerkannte Wertsetzung e) von den Mitgliedern zugängliche Interaktions(zeit)räume interessant zu untersuchen wäre wie die Interaktion dabei begrifflich definiert wird, sind face-to-face Interaktionen unabdingbar zur Erfüllung der Voraussetzung oder ist eine lose Kommunikationsform auch im Sinne einer Interaktivität denkbar?) These von Hitzler et. al: Tönnies meinte mit der "Gemeinschaft des Blutes" nicht eine naturwüchsige Konnotation. Sie KANN, MUSS aber nicht aus der Mutter-Kind-Beziehung entstehen. Die "Gemeinschaft des Blutes" ist also keineswegs identisch gedacht mit natürlichen sondern erwächst durch den menschlichen Wesenswillen bzw. durch eine - anthropologisch verstandene - "Sympathie" typischerweise aus den Blutsbanden. Noch weniger naturwüchsig gedacht sind von Tönnies dann die Formen der Gemeinschaft des Ortes und der Gemeinschaft des Geistet. (S. 10). > Checken lassen von Hellmann, ob das so tragbar ist! Menschen, die sich nicht nur instinktiv verhalten, also ihr Leben nicht "natürlich" Leben können, müssen es "tätig" produzieren und reproduzieren, also qua Bewusstsein Handlungsprobleme bewältigen. Daher unabhängig ob der Mensch von Natur aus zur Gemeinschaft strebt, ist auch die Gemeinschaft des Blutes genuin ein Kulturprodukt, das eine von Menschen "gemachte" Gemeinschaft ist: konstituiert, stabilisiert und restituiert durch Zeichen, Symbole und Rituale. Wieder-Entdeckung des Stammes: Neue Stammeskulturen als Indikatoren der Postmoderne (Baumann 1995) Unterscheidung von archaischen und postmodernen Stämmen: Archaische Stämme: - existenzielle Bedeutung - Verortbar in spez. eingrenzbaren Territorien - einfache, primitive Form der menschlichen Sozialität - Verpflichtung im Innenverhältnis - Zweckrational - Totalität in Stammeskultur - starke Arbeitsteilung postmoderne Stämme: - keine esxistenzielle Bedeutung - nicht territorial Verortbar - auf relative Dauer gestellter Balanceakt vielfältiger Eigenheiten und Sonderinteressen - kultische Vereinigung kultisch Fokussiert - Verpflichtung im Außenverhältnis - nicht zweckrational - Mitglieder versichern sich in den Momenten der Intensität habituell der Existenz und ihrer Zugehörigkeit zur Gemeinschaft - Imaginäre Existenz durch den Glauben an die Gemeinschaft - Affektuelle unbeständige und kurzlebige Zugehörigkeit

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Hitzler, R., Honer, A., & Pfadenhauer, M. (2009). Zur Einleitung: „Ärgerliche“ Gesellungsgebilde? In Posttraditionale Gemeinschaften (pp. 9–31). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91780-1_1

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