Die Vertrauens- und Repräsentationskrise der heutigen Demokratien lässt sich vor allem auf den rückläufigen kulturellen und sozialökonomischen Zusammenhalt der Gesellschaften zurückführen. Während die nachlassenden Verteilungsspielraume und der unter Druck geratene Wohlfahrtsstaat die Schere zwischen Arm und Reich öffnen, führen Individualisierungsprozesse sowie die Arbeits- und Flüchtlingsmigration gleichzeitig dazu, dass auch die kulturellen Konflikte zunehmen. Ihren Ausdruck findet die Krise in der Entstehung neuer rechtspopulistischer Parteien. In der politikwissenschaftlichen Parteienforschung werden deren Wahlerfolge auf die Herausbildung einer vermeintlich neuen Konfliktlinie zurückgeführt, die zwischen kosmopolitischen und kommunitaristischen Positionen bzw. Einstellungen verlaufe. Wie die ökonomischen und kulturellen Konflikte genau zusammenspielen, wird dadurch aber nicht richtig erfasst. Die in jüngster Zeit populärer gewordene ökomische Bedeutung des Populismus geht wiederum an der eigenständigen Bedeutung der wertebezogenen Konflikte vorbei.
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Decker, F. (2020). Populismus als Symptom und Folge einer Vertrauenskrise der heutigen Demokratien (pp. 97–110). https://doi.org/10.1007/978-3-658-30076-0_5
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