Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) kann ei- nen epileptischen Anfall auslösen. Bei Personen mit normaler kortikaler Erregbarkeit ist das Risiko der An- fallsauslösung jedoch bei der Verwendung einzelner oder gepaarter Stimuli als äußerst gering einzustu- fen, wenn diese mit einer unregelmäßigen Frequenz von ≤0,25 Hz verabreicht werden. Dagegen können bei Personen mit abnormal erhöhter kortikaler Erregbar- keit bereits wenige Stimuli ausreichen, um einen Anfall auszulösen. Wird eine repetitive TMS (rTMS) mit kon- stanter Stimulationsfrequenz verabreicht, kann in Ab- hängigkeit vom verwendeten Stimulationsprotokoll auch bei normaler kortikaler Erregbarkeit ein epilep- tischer Anfall ausgelöst werden. Im repetitiven Stimu- lationsmodus steigt das Anfallsrisiko mit der Anzahl der (pro Sitzung) verabreichten Stimuli, der Stimulu- sintensität und der Stimulationsfrequenz. Deshalb sind hier die im Rahmen einer Konsensuskonferenz festge- legten Begrenzungen für die Kombination aus Stimu- luszahl, -intensität sowie Wiederholungsrate für einzel- ne Sitzungen zu beachten. Die Einhaltung dieser Be- grenzungen bietet jedoch keine absolute Sicherheit, da neurobiologische Faktoren das Anfallsrisiko wesent- lich mitbestimmen. Die derzeit existierenden Sicher- heitskriterien sind nur bedingt auf neuartige Stimula- tionsprotokolle, die komplexere zeitliche Stimulations- muster verwenden oder mehrere Hirnareale ansteu- ern, anwendbar. Diff erenzialdiagnostisch muss beim Auftreten einer akuten Bewusstseinstörung insbeson- dere zu Beginn einer TMS-Untersuchung auch an eine vasovagale Synkope gedacht werden. Insbesondere im repetitiven Stimulationsmodus kann die TMS akute Spannungskopfschmerzen auslösen, die nach mehre- ren Stunden abklingen. Unerwünschte Langzeiteff ekte der TMS sind nicht bekannt und aufgrund des nichtio- nisierenden Charakters der induzierten elektromagne- tischen Felder auch nicht zu erwarten. Bei der Anwen- dung der TMS gelten die gesetzlichen Bestimmungen zum Einsatz von Medizinprodukten. Eine adäquate me- dizinische Betreuung muss bei Auftreten eines epi- leptischen Anfalls gewährleistet sein. Im Raum anwe- sende Personen sollten während einer repetitiven TMS Ohrstöpsel als Lärmschutz tragen.
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Paulus, W., & Siebner, H. R. (2007). Sicherheitsaspekte und Anwerdungsrichtlinien. In Das TMS-Buch (pp. 47–56). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-71905-2_4
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