Die Idee, sich mit der Entwicklung einer Vermögenskultur zu beschäftigen, entstand im Jahre 2002. Dabei erschien es mir zentral, die Haltung und das Handeln derjenigen Personen, die als sehr wohlhabend galten, sozial- und kulturwissenschaftlich näher zu betrachten. Ausgangspunkt dieser Überlegungen war die überraschende Feststellung, dass es im deutschsprachigen und europäischen Raum keine Auseinandersetzung mit Vermögensgrößen jenseits der zehn Millionengrenze gab sowie kaum verbindliche Vorstellungen, wann Reichtum eigentlich beginnt, obwohl eine dementsprechende Armutsforschung (z.B. Hanesch 2000; Deutsche Bundesregierung 2001, 2005; Huster, Boeckh und Mogge-Grotjahn 2008) bereits umfassend vorlag. Dieses offensichtliche Defizit verdiente demnach eine besondere wissenschaftliche Aufmerksamkeit, die durch meine langjährige Tätigkeit im Private Banking eine weitere Betrachtungsperspektive erhielt. Mein persönlicher Zugang zu Personen aus reichen und sehr reichen Verhältnissen verstärkte die Ansicht, dass dieser Klientel eine besondere Verantwortung zukommt. Problematisch war jedoch die kommunikative Abschottung dieser Gruppen. Gerade dieser Umstand hatte ja dazu geführt, dass kaum statistisches und wissenschaftliches Material zur Verfügung stand. Ursprünglich stand demzufolge die Absicht im Zentrum, über die sozialwissenschaftliche Erforschung des Wirkens Reicher und Superreicher eine Ethik des Reichtums zu entwickeln.
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Druyen, T. (2009). Entstehung und Verbreitung von Vermögenskultur und Vermögensethik. In Reichtum und Vermögen (pp. 29–41). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91752-8_2
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