Crustacea, Krebse

  • Storch V
  • Welsch U
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Abstract

Crustacea (Krebse) sind vorwiegend marine Tiere, haben aber auch im Süßwasser und in terrestri-schen Lebensräumen eine erhebliche ökologische Bedeutung. Für den Menschen sind sie von gro-ßem wirtschaftlichen Interesse. 8 Millionen Tonnen Krebse werden alljährlich angelandet, entweder über Fischereifahrzeuge oder aus der Aquakultur. Seit langem sind asiatische Länder (China, Thailand, Philippinen, Indien u. a.) wichtige Exporteure für Garnelen (shrimps, prawns). An erster Stelle ist Penaeus (Abb. 117a) zu nen-nen, der in Hunderttausenden von Tonnen jährlich in der Teichwirtschaft produziert wird. Die Larven (Nauplien) anderer Krebse (Salinenkrebs, Artemia) dienen der Ernährung in Kultur gehaltener Fische. Mit Artemia-Cysten (das sind von der Eihülle umgebene Embryonen) gibt es mittlerweile einen welt-weiten Handel. Hummer (Homarus), Langusten (Palinurus u. a.), Königskrabben (Paralithodes), Nord-seegarnelen (Crangon) und Taschenkrebse (Cancer, Abb. 117b) sind weitere wirtschaftlich bedeut-same Krebse. Lange Zeit sah man im Antarktischen Krill (Euphausia superba) eine mögliche Proteinquelle, um die wachsende Menschheit zu ernähren. Man hat den Umfang der Bestände jedoch überschätzt; den-noch gilt diese Species als die Tierart mit der größten Biomasse aller Tiere der Meere. Ein einzelner Krillschwarm kann mehrere Millionen Tonnen erreichen. Krill lebt von Phytoplankton und wird selbst von Walen und verschiedenen Fischen gefressen. In allen Meeren und in vielen limnischen Gewässern spielen die planktischen Copepoden eine besonders wichtige Rolle im Nahrungsnetz. Im Tagesverlauf vollziehen sie umfangreiche Vertikal-wanderungen (Abb. 117c). Ihre Nauplius-Larven stellen in vielen Gebieten die zahlenmäßig vorherr-schenden mehrzelligen Zooplankter dar. Sie leben von besonders kleinen Planktern (Nano-und Mikroplankton) und sind ihrerseits wichtige Nahrung, z. B. für Fische. Eine ähnlich dominierende Rolle nehmen im Süßwasser die Phyllopoden (Wasserflöhe) ein. Von ihnen existieren die meiste Zeit des Jahres nur Weibchen, die sich parthenogenetisch fortpflanzen. Adulte Weibchen können im Abstand von drei Tagen bei jeder Häutung Junge entlassen. Viele Küstenlinien werden in hohen Populationsdichten von festsitzenden Krebsen, den Seepocken (Balanus, Cirripedia) besiedelt. Als weißes Band erstrecken sich die Balaniden-Gürtel entlang der Wasserlinie, insbesondere an Felsküsten (Abb. 117d). Mit ihnen sind die ebenfalls sessilen " Enten-muscheln " (Lepas, Pollicipes) verwandt, die man früher als Baumfrüchte interpretierte. Man ver-mutete, dass sich aus ihnen Enten und Gänse entwickelten (Abb. 117e). Entsprechend dieser ange-nommenen vegetabilischen Herkunft wurde Enten-und Gänsefleisch von der Kirche lange als Fastenspeise anerkannt. Auch im Grundwasser spielen Krebse eine wichtige Rolle, weil sie hier mit verschiedenen Organis-men-Gruppen in komplexer Wechselwirkung stehen. Ihre Stoffumsetzungen sind für die Qualität des Grundwassers, einem lebenswichtigen Rohstoff des Menschen, entscheidend. Hier spielen Copepo-den, Bathynellen, Isopoden und Amphipoden eine wichtige Rolle (Abb. 117f). In terrestrischen Lebensräumen kommt den Isopoden (Asseln; Abb. 117g zeigt eine Porcellio-Art) eine besondere Funktion beim Abbau von Pflanzensubstanz zu. Mit den Filtern ihres Magens (Abb. 117h) können sie flüssige von festen Nahrungsbestandteilen trennen. Nur erstere werden resorbiert, letztere über das vollständig von einer Cuticula ausgekleidete Darmrohr transportiert und ausge-schieden. Landasseln machen etwa die Hälfte aller Assel-Arten aus. Die Entwicklung ihrer Brut erfolgt unter dem Bauch der Mutter in einer Bruttasche (Marsupium). Krebse gelten seit dem Altertum als lunares Symbol, und im Kanon der Tierkreisbilder kommt der Krebs oder Cancer seit mehr als 3000 Jahren vor. Er entspricht dem ersten Sommermonat. Technische Vorbereitungen ∑ Es werden ein Wasserfloh, Daphnia spec. und ein Hüpferling Cyclops spec. mikroskopiert, der Flusskrebs und die Strandkrabbe präpa-riert. Daphnia-und Cyclops-Arten sind über-all in Teichen häufig. Man fängt sie mit einem feinen Gazenetz. Flusskrebse beziehe man vom Händler. ∑ Sie werden unmittelbar vor der Präparation in einem Glasgefäß (ohne Wasser!) durch Chlo-roform getötet. Lebend können sie in einem Aquarium mit fließendem Wasser leicht gehal-ten werden; wenn es dunkel und kühl steht, pflanzen sie sich sogar fort. ∑ Der heimische Flusskrebs (Astacus astacus, Edelkrebs) wurde im Laufe der letzten hun-dert Jahre durch die Krebspest (Erreger: Apha-nomyces astaci; Phycomycetes) nahezu ausge-rottet. Man wird daher meist eine andere Art zur Präparation verwenden, entweder den bei uns ausgesetzten amerikanischen Flusskrebs (Orconectes limosus) oder den osteuropäi-schen Sumpfkrebs, Astacus leptodactylus, der vom Fachhandel häufig angeboten wird. ∑ Astacus astacus wird gezüchtet und ist zu

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Storch, V., & Welsch, U. (2014). Crustacea, Krebse. In Kükenthal Zoologisches Praktikum (pp. 212–243). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-41937-9_9

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