Art des Textes: Handbuch-Artikel Worum geht’s: Um Alter als soziologische Kategorie (und eine gesellschaftskritische Reflexion der Berichterstattung & Forschung über sie). Zentrale Erkenntnisse: Soziologische Zugriffe: Demographie und Lebenslauf-SoziologieDemographie als Abbild der Bevölkerungsstruktur, Prognosen aber mit Fehlerrisiken behaftet. Außerdem i. d. R. Teil sozialpolitischer Agenda z B. Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme (→ Foucault: Biopolitik). Problem der Alterssoziologie: Zu eng an der Sozialberichterstattung, sollte viel mehr aufzeigen, wie Diskurse über Alter zustande kommen (s u.). Gefahr, dass die biopolitischen Motive unreflektiert übernommen werden. Lebenslauf-Soziologie verweist auf gemeinsamen Erfahrungsschatz im [Generationengedächtnis] und Tendenz zu Standardisierung von Lebensläufen. Seit den 60er/70ern aber Individualisierung. Unklar, wie sehr Individualisierung greift: Alte Kategorien sozialer Ungleichheit nach wie vor wirksam, außerdem Individualisierung zweischneidig. Lebenslagen im höheren Alter massiv geprägt von den Lebenslagen in früheren Lebensphasen (zentral: Einkommen. Daneben Netzwerke und Bildungsstand). Theorien eindeutiger Altersdiskriminierung nicht haltbar, eher Nebeneinander positiver und negativer Altersbilder (der gebrechliche, einsame alte Mensch vs. der rüstiger Mittsechziger). Aufgabe der Soziologie, diese Bilder zu hinterfragen: Das kompetente und produktive Altern (Abgrenzung zu Defizitmodell) ist z. B. tendenziell individualisierend, verschließt Blick auf (typische) Problemlagen und ist mittelschichtsorientiert. Erfolgreiches Altern massiv abhängig von der Lebenslage (Ökonomie, Teilhabe, Bildung). Ist (privilegiertes) Minderheitenmodell. Gefahr, dass sich daraus Normierungen für andere ergeben. Einschätzung: Grundsätzlich guter Text, wohltuend neben all dem Regierungsberichtsgeschwafel. Gut auch die kritische Sichtweise auf die ganzen Ressourcen-Diskurse. Aber ein bisschen fahrig (sehr viele Themen angerissen!): Prüfen, was von den kritischen Anmerkungen auf die BHP übertragbar ist. Querverweise: Foucault → Biopolitik; Link → Normalismus; Schroer → Individualisierung Datum: 27.07.15, DF
CITATION STYLE
Kelle, U. (2008). Alter & Altern. In Handbuch Soziologie (pp. 11–31). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91974-4_1
Mendeley helps you to discover research relevant for your work.