[Adrian Barfuß 2013:] Niklas Luhmann schlägt vor, die Kontrastierung von Kollektiv und Individuum fallenzulassen und zu einer Kontrastierung von Handlung und System überzugehen. Handlungen sind demnach Elemente eines emergenten Systemniveaus, die ihrerrseits nicht auf psychische/biologische Prozesse zurückzuführen sind. Soziale Systeme bestehen demnach aus Handlungen und reproduzieren sich aus der Relationierung von Handlungen in neuen Handlungen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Komplexität der (Um-)Welt: Handlung realisiert Selektivität und damit Systembildung im Rahmen derer nur beschränkte Anschlussfähigkeit von weiteren Handlungen besteht. Handlung qualifieziert sich mithin im von ihr selbst reproduzierten System, welches sie relationiert. Sie ist somit (Prozess-)Ereigniss. Sinn stellt dabei den Möglichkeitshorizont im System anschlussfähiger Handlungen dar, und Verhalten wird in dem Maße Handlung, in welchem ihm Sinn und damit Systemzugehörigkeit zugeschrieben wird. Ein Umweltereignis kann dann auch nur in dem Maße für ein System Handlung sein, indem es diese Handlung einem anderen System zurechnen kann. In dem Maße, in dem sie als Element für das System relationiert wird. Zudem realisiert Handeln einen Vorgriff/eine Festlegung auf die Zukunft durch einen Rückgriff/eine Festgelegtheit durch die Vergangenheit (Struktur) des Systems. Sie ist in dem Sinne Anschluss als zukünftige Anschlussfähigkeit.
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Luhmann, N. (1981). Handlungstheorie und Systemtheorie. In Soziologische Aufklärung 3 (pp. 50–66). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01340-2_4
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