Unternehmen sind die Akteure, die Ressourcen gewinn-und wohlstandsbringend in Güter und Dienstleistungen umwandeln – mit all den damit verbundenen ökologischen und sozialen Nebenfolgen. Um die Umweltbelastung zu senken, wird deswegen oftmals eine höhere Effizienz und Naturverträglichkeit von Seiten der Unternehmen gefordert – Suffizienz spielt in den Debatten höchstens auf Seiten der Konsumenten eine Rolle. Doch zeigt die Realität, dass die ökologischen Effekte einer effizienteren Produktion durch Rebound-und Wachstumseffekte beschränkt sind…Die absolute Umweltbelastung wird daher auch bei effiziente-rer Produktion bei steigendem Wirtschaftswachstum weiter steigen. Aus diesem Grund haben Wachstumskritik und die Dis-kussion über Suffizienz in letzter Zeit stark an Bedeutung gewonnen. Die Bundestagsenquete " Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität " (2011–2013), Initiativen alternativen Wirt-schaftens wie der Transition-Town-Bewegung, oder die im September 2014 stattgefundene " De-Growth " -Konferenz in Leipzig mit über 3000 Teilnehmern sind Ausdruck davon. Doch auch in diesen Debatten findet sich meistens wenig zur betriebswirtschaftlichen Seite von Suffizienz oder Post-wachstum. Dabei gibt es sie, die Ansätze von wachstums-neutralen oder suffizienten Unternehmen, wie die Beispiele in diesem Heft zeigen. Wolfgans Sachs diskutiert einführend die Notwen-digkeit von Suffizienz und zeigt auf, warum Regionalität und Entschleunigung sowie Gemeinwohlorientierung und Commons grundlegende Elemente einer suffizienteren Wirtschaftsweise sind. Er zeigt außerdem, dass Suffizienz weniger fremdbestimmter Verzicht als verantwortungsvolle Freiheit bedeutet, indem sie zur Kunst eines unabhängige-ren Lebens wird. Suffiziente Unternehmen stellen sich dabei grundsätzlich der Frage, wie die Befriedigung von Bedürfnissen über den " Effizienz " und " Wachstum " scheinen die Imperative betriebswirtschaftlicher Theorie und Praxis zu sein. So ler-nen es Betriebswirtschaftsstudierende vom ersten Semester an und das erwarten Analysten, wenn börsennotierte Unter-nehmen ihre Quartalszahlen vorlegen. Unternehmen sollen wachsen – um Arbeitsplätze zu erhalten, um Gewinne zu erzielen, um im Wettbewerb zu bestehen. Aber sind diese Forderungen wirklich mit der Notwendigkeit eines " immer Mehr " verbunden? Die Ideen der Suffizienz, der Genügsam-keit, des Weniger scheinen auf den ersten Blick so wenig mit dem betrieblichen Alltag zu tun zu haben. Doch was passiert, wenn die Welt der ökonomischen Effizienz und des ökonomischen Wachstums zunehmend an ökologische und auch soziale Grenzen stößt? Welche Rolle spielen Unternehmen in einem Umfeld, das mehr Suffizienz verlangt? Was bedeutet das für Geschäftsstrategien und die gesellschaftliche Rolle von Unternehmen? Genau diesen Fragen möchte sich dieser Schwerpunkt nähern, indem er das Verhältnis von Suffizienz und Unter-nehmen ausleuchtet. Spätestens seit dem Bericht des Club of Rome zu den " Grenzen des Wachstums " (Meadows 1972) ist klar: in einer begrenzten Welt ist ein ewiges Mehr nicht möglich. Die Ressourcen und die ökologischen Senken, wie die Auf-nahmekapazität von CO 2 in der Atmosphäre, sind bereits heute überlastet – oder werden es bald sein. Um im " safe operating space for humanity " (Rockström 2009) zu blei-ben, ist eine absolute Senkung des Ressourcenverbrauchs in vielen Dimensionen notwendig.
CITATION STYLE
Palzkill, A., & Schneidewind, U. (2015). Suffizienz und Unternehmen – ein Paradox? Uwf UmweltWirtschaftsForum, 23(1–2), 1–2. https://doi.org/10.1007/s00550-015-0354-7
Mendeley helps you to discover research relevant for your work.