Das Genus Mycobacterium (M.) ist die einzige Gattung aus der Familie der Mycobacteriaceae. Mykobakterien unterscheiden sich von den meisten anderen Bakterien durch ihren Gehalt an Wachsen in der Zell- wand sowie, dadurch bedingt, durch eine hohe Festigkeit gegen Säu- ren und Basen. Sie müssen deshalb mit besonderen Färbemethoden (Ziehl-Neelsen, Auramin) angefärbt werden. Mykobakterien vermehren sich nur in Gegenwart von Sauerstoff, d. h., sie sind obligate Aerobier (. Tab. 41.1). Die eng verwandten Spezies M. tuberculosis, M. bovis und M. africa- num (DNA-DNA-Homologie > 95 %) sind Mitglieder des sog. M. tuber- culosis-Komplexes. Sie verursachen beim Menschen die Tuberkulose (TB), wobei Infektionen mit M. africanum und M. bovis selten sind. Weiter gehört zur Gattung die große Gruppe (> 100 Spezies) der nicht- tuberkulösen Mykobakterien und M. leprae, der Erreger der Lepra; dieser ist im Gegensatz zu allen anderen Mykobakterien in vitro nicht kultivierbar. Die nichttuberkulösen Mykobakterien kommen in der Umwelt vor, sind weniger virulent und verursachen in der Regel oppor- tunistische Infektionen (. Tab. 41.2). Die Vorsilbe »Myko« bezeichnet eigentlich eine Zugehörigkeit zu Pilzen (gr. »mykes«: Pilz). Der Begriff Mykobakterien wurde gewählt, weil sich M. tuberculosis wegen seiner hydrophoben Lipidschicht auf der Ober- fläche flüssiger Kulturmedien vermehrt. Dadurch entsteht der Eindruck eines schimmelpilzähnlichen Bewuchses. In der Folge wurde die Be- zeichnung auf alle Bakterien dieser Gattung ausgedehnt, auch wenn sie nicht schimmelpilzartig auf flüssigen Kulturmedien wachsen.
CITATION STYLE
Bange, F.-C., Hahn, H., Kaufmann, S. H. E., & Ulrichs, T. (2016). Mykobakterien (pp. 337–350). https://doi.org/10.1007/978-3-662-48678-8_41
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