Wer heiratet wen und warum? Die Partnerwahl unter Migranten ist zum Thema politischer und wissenschaftlicher Diskussionen geworden. Empirische Untersuchungen, die sich mit Migrantengruppen unterschiedlicher Herkunft befassen, zeigen einen durchgängig ähnlichen Trend: Viele Migranten heiraten einen Partner, der aus dem Herkunftsland kommt. Während in der Öffentlichkeit dieses Verhalten meist als Zeichen mangelnder Integration gewer- tet wird, ergibt die hier vorgelegte Analyse ein deutlich anderes Bild. Demnach sind die Beweg- gründe vor allem in der Besonderheit transnationaler Räume zu suchen und in den Lebensbedin- gungen, die sich in solchen Räumen herausbilden. Drei solcher Bedingungskonstellationen werden gezeigt. Da sind erstens die Anforderungen der Familienloyalität, die sich angesichts wachsender Migrationsschranken neu gestalten: Personen im Herkunftsland setzen auf Heirat als Migrationschance. Zweitens spielen hier die neuen Formen der weltweiten Ungleichheit eine Rolle, die Hierarchie zwischen Ländern der Ersten und Dritten Welt. Das gibt Migranten, die den Sprung in die ersehnte Erste Welt geschafft haben, Status und Ansehen in der Herkunftsgesell- schaft und auf dem dortigen Heiratsmarkt viel Aushandlungsmacht. Drittens schließlich sind die Geschlechterverhältnisse in Bewegung geraten, in der Mehrheitsgesellschaft, aber auch in Mig- rantenfamilien. In dieser Konstellation sind Männer wie Frauen bemüht, die Machtbalance in der Ehe neu auszutarieren – und dabei kann die Heiratsverbindung mit einem aus dem Herkunftsland nachziehenden Partner strategische Vorteile versprechen.
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Beck-Gernsheim, E. (2006). Transnationale Heiratsmuster und transnationale Heiratsstrategien. Ein Erklärungsansatz zur Partnerwahl von Migranten. Soziale Welt, 57(2), 111–129. https://doi.org/10.5771/0038-6073-2006-2-111
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