Bei einer großen Untersuchung Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts kam zutage, dass hohes Umweltbewusstsein und umweltschädliches Verhalten sich keinesfalls ausschließen. Überspitzt formuliert hätte man die Forschungsergebnisse wie folgt zusammenfassen können: Je umweltbewusster sich jemand fühlt, umso schlechter fällt die persönliche Umweltbilanz aus. In den weitergehenden Untersuchungen wurde deutlich, dass die „Umweltbewussten“ im Durchschnitt eine wesentlich höhere Ausbildung besitzen als die weniger Umweltbewussten. Hierdurch verfügen sie in der Regel über besser bezahlte Berufe. Zwar trennen sie sorgfältiger ihren Müll als die weniger Umweltbewussten und kaufen überdurchschnittlich viele Mehrwegflaschen, ihr höheres Einkommen führt jedoch auch zu größeren Wohnungen und Pkw sowie längeren und häufigeren Flugreisen. Dies kompensierte meist ihre Bemühungen, sich umweltfreundlicher zu verhalten. Anders ausgedrückt: Man kann schon ziemlich viele Kunststofftüten verwenden, bis man so viel Öläquivalente verbraucht hat wie der Kerosinverbrauch für eine Flugreise in die USA oder auf die Malediven. Ist der Umweltbewusste also nur ein Heuchler?497
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Rogall, H. (2002). Überblick über die Instrumente zur Einleitung einer Nachhaltigen Entwicklung. In Neue Umweltökonomie — Ökologische Ökonomie (pp. 213–244). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99733-3_8
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