Bei der Gleitzeitarbeit kann der Arbeitnehmer innerhalb eines vorgegebenen Rahmens Lage und Dauer seiner Arbeitszeit selbst gestalten. Das Maß seiner Arbeitszeitsouveränität hängt dabei entscheidend vom praktizierten Gleitzeitmodell ab. Grundsätzlich lassen sich zwei Modelle unterscheiden: Bei der einfachen Gleitzeit wird nicht nur der Rahmen der täglichen Arbeitszeit (frühestmöglicher Beginn, spätmöglichstes Ende) vorgegeben, darüber hinaus legt der Arbeitgeber auch eine sogenannte Kernarbeitszeit fest, während der Anwesenheits-und Arbeitspflicht besteht. Damit ist lediglich die Arbeitszeit zwischen den Rahmenvorgaben und dem Anfang bzw. dem Ende der Kernarbeitszeit variabel. Derartige Vorgaben existieren bei der qualifizierten Gleitzeit i.d.R. nicht. Der Arbeitnehmer kann seine Arbeit grundsätzlich nicht nur zu einem selbst gewählten Zeitpunkt aufnehmen und beenden, sondern zudem auch die Länge seiner Arbeitszeit selbst bestimmen. Vorgeschrieben ist lediglich die durchschnittliche Arbeitszeit in der Woche, im Monat oder im Jahr. Dieser Beitrag befasst sich mit den rechtlichen Grundlagen der Gleitzeitarbeit. Aus dem Bereich des Individualarbeitsrechts werden einige, die qualifizierte Gleitzeit betreffende Rechtsfragen erörtert. Dazu zählen u.a. die Grenzen der autonomen Zeiteinteilung und die Konsequenzen einer Erkrankung oder vorübergehenden persönlichen Verhinderung des Arbeitnehmers. Zudem wird auf das Erfordernis im Voraus festzulegender Ruhepausen eingegangen. Im Bereich der betrieblichen Mitbestimmung werden behandelt die Rechte des Betriebsrates bei Einführung, Ausgestaltung und Durchführung der Gleitzeitarbeit, insbesondere das Problem außerhalb der Kernarbeitszeit liegender Betriebsversammlungen. Auch das Recht zur Überwachung der Gleitzeitkonten wird thematisiert. Abschließend wird auf kurz auf Besonderheiten bei der sozialversicherungsrechtlichen und steuerrechtlichen Behandlung von Gleitzeitarbeit eingegangen. Stand: Oktober 2004
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Birnstiel, K. (2021). Gleitzeit. In Literatur nach der Digitalisierung (pp. 111–124). De Gruyter. https://doi.org/10.1515/9783110758603-006
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