Visuelle Verarbeitung im Gehirn

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Die besondere Bedeutung der visuellen Wahrnehmung für Menschen und andere Primaten kann man an der Größe und der Anzahl der an der Bildanalyse beteiligten Gehirnareale ablesen. Neben der primären Sehrinde (V1), die etwa 15% der gesamten Großhirnrinde ausmacht, wurden bisher mehr als 30 verschiedene visuelle Areale beschrieben. Insgesamt sind etwa 60% der Großhirnrinde an der Wahrnehmung, Interpretation und Reaktion auf visuelle Reize beteiligt. Analysiert man die Informationsverarbeitung des visuellen Systems auf der Ebene einzelner Neurone, stellt man fest, dass die Eingangsrezeptoren in der Netzhaut (Retina) des Auges die im visuellen Reiz enthaltene Information zerlegen, abstrahieren und in geordneter Form an die nächste Verarbeitungsstufe weiterleiten. Von der primären Sehrinde im Hinterhauptslappen (Okzipitalkortex) ausgehend scheint die kortikale Verarbeitung visueller Information über zwei Hauptpfade zu verlaufen, einem dorsalen parietalen Pfad, der zum Scheitellappen (Parietalkortex) verläuft und einem ventralen temporalen Pfad, der zum unteren Schläfenlappen (Temporalkortex) zieht (siehe Abb. 1). Während der parietale Verarbeitungsstrom der Steuerung von Handlungen bzw. der Bewegungs- und Positionswahrnehmung (daher auch „Wo-Strom“ genannt) dient, ist der temporale Strom für das Erkennen von Objekten bzw. für die Farb-, Muster-und Formwahrnehmung (daher auch„Was-Strom“ genannt) von besonderer Bedeutung (Goodale & Milner, 1992; Ungerleider & Mishkin, 1982). Die Grundlage für die funktionelle Unterteilung des visuellen Kortex in zwei Hauptverarbeitungsströme bilden psychophysische und klinische Untersuchungen an Menschen und physiologische (Einzelzellableitungen und Läsionsstudien) und anatomische Experimente an Affen.

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Breiner, T. C. (2019). Visuelle Verarbeitung im Gehirn. In Farb- und Formpsychologie (pp. 119–133). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-57870-4_8

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