Die UN-Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderungen schreibt eine gemeinsame Beschulung aller Schülerinnen und Schüler an inklusiven Schulen vor. Gleichzeitig wird in Deutschland ein zunehmender Anteil der Schülerschaft an Sonderschulen un- terrichtet. Im Beitrag werden die Folgen der schulischen Segregation im hierarchisch gegliederten deutschen Schulwesen untersucht. In der diskursanalytisch-fallrekonstruktiven Untersuchung wird aufgezeigt, wie Bildungsbiografien von pädagogischen Diskursen und Praktiken bestimmt werden. Obwohl die Sonderbeschulung in der Regel formale Bildungserfolge verhindert, legitimiert der Lernbehinderungsdiskurs die sonderpädagogische Förderung von klassifizierten Schülerinnen und Schülern und leitet sie zu einem Subjektivierungsprozess an, in dem die jungen Erwachsenen ihre Erwartungen an sich und ihre gesellschaftliche Teilhabe einschränken. Schulische Segregation steht damit gelingenden Bildungsprozessen entgegen, da sie soziale Ungleichheiten reproduziert, die Ausbildung von Handlungsvermögen im Erwerbsleben nur mangelhaft vorbereitet und mit der Bereitstellung von Wissen über Behinderungen die Praxis der Leistungsselektion im Schulwesen stützt. I.
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Pfahl, L. (2012). Bildung, Behinderung und Agency. Eine wissenssoziologische Untersuchung der Folgen schulischer Segregation und Inklusion (pp. 415–436). https://doi.org/10.1007/978-3-658-00120-9_18
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