Am 1. Mai 2019 ist der 22. Rundfunkänderungsstaatsvertrag in Kraft getreten. Eine wesentliche Neuerung bildet die Neufassung von § 11d RÄStV. Dieser verbietet es öffentlich-rechtlichen Telemedienangebote künftig grundsätzlich, „presseähnlich“ zu sein, also nach Gestaltung und Inhalt Zeitungen oder Zeitschriften zu entsprechen. Bei den Verhandlungen zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Verlagen spielte die Perspektive der Nutzer*innen, deren Akzeptanz die Basis für die Legitimität des öffentlich-rechtlichen (Online)-Angebots bildet, gegenüber ökonomischen Motiven offenbar eine untergeordnete Rolle. Dieser Beitrag nimmt die jüngste Einigung daher zum Anlass, 1.) Nutzer*innenpräferenzen, Nutzer*innenverhalten und Informationsverarbeitung im Kontext von Online-Nachrichtenangeboten gegenüberzustellen, um anschließend 2.) medienrechtliche Spielräume des Rundfunkstaatsvertrags zu analysieren und 3.) das hinter dem Verbot der Presseähnlichkeit stehende Kalkül der Etablierung von Zahlungsbereitschaften zu erörtern. Daraufhin werden 4.) darauf basierend konkrete Handlungsempfehlungen für eine stabile Koexistenz von Verlagen und Öffentlich-Rechtlichen abgeleitet. Zuletzt werden Schwierigkeiten und Alternativen medienrechtlicher Grenzziehungen (auch vor dem Hintergrund des geplanten Medienstaatsvertrags) diskutiert.The 22nd Amendment to the Interstate Broadcasting Treaties has entered into force in spring 2019. A major change is the new version of § 11d RÄStV. It principally prohibits public-service telemedia services from being “press-like”, i.e. from corresponding to newspapers or magazines in terms of design and content. In the negotiations between public service broadcasters and publishing houses, the perspective of the users, whose acceptance forms the basis for the legitimacy of the public service (online) offer, obviously played a subordinate role compared to economic considerations. This article therefore takes the recent agreement as an occasion to 1) juxtapose user preferences, user behavior and information processing in the context of online news offerings in order to then 2) analyze the media law scope of the Interstate Broadcasting Treaty and 3) discuss the calculus of establishing willingness to pay behind the prohibition of press-type offers. Based on this, 4) concrete recommendations for a stable coexistence of publishers and public-service media will be derived. Finally, difficulties and alternatives of media law demarcations (also against the background of the planned Interstate Media Treaty of the Länder) will be discussed.
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Schneiders, P. (2019). In Zukunft ohne Text oder ohne Text keine Zukunft? Eine Evaluation der Reform des Telemedienauftrags aus Nutzer*innenperspektive. Studies in Communication and Media, 8(3), 338–377. https://doi.org/10.5771/2192-4007-2019-3-338
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