Wissenschaftliches Wissen – insbesondere in seiner naturwissenschaftlichen Form – spielt bei vielen Umwelt- und Technikkonflikten in den modernen westlichen Demokratien eine herausragende Rolle. Dies gilt vor allem für Konflikte um Risiken, die sich einer unmittelbar sinnlichen Wahrnehmung entziehen. Ob Gentechnik, FCKW oder BSE – stets wird dabei auf Modelle, Theorien oder Hypothesen aus den Naturwissenschaften zurückgegriffen. Prima facie ist der Einfluss von naturwissenschaftlichem Wissen auf die Regulierung von Risiken evident: Ohne die Risikohypothesen und daran anschließende empirische Nachweisverfahren aus den Naturwissenschaften würden weder Politik noch Öffentlichkeit über horizontalen Gentransfer, Ozonloch oder die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit diskutieren und es gäbe insofern auch keine Konflikte. Auch in denjenigen Fällen, in denen ein Risikoverdacht zuerst in anderen gesellschaftlichen Subsystemen formuliert wurde, wurde meist zu einem späteren Zeitpunkt auf wissenschaftliches Wissen zurückgegriffen; sei es um den Verdacht zu erhärten, zu widerlegen oder auch nur um das Risiko neu zu definieren. Der Einfluss von (natur-)wissenschaftlichem Wissen auf derartige Risikokonflikte ist deutlich erkennbar, und es erscheint daher gerechtfertigt, das Augenmerk gerade auf diese Wissensform und ihre Rolle bei der Regulierung von Risiken zu legen.
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Fischer, R. (2010). Konflikte um verrückte Kühe? Risiko- und Interessenkonflikte am Beispiel der europäischen BSE-Politik. In Umwelt- und Technikkonflikte (pp. 123–142). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92354-3_6
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