In den neunziger Jahren wurde eine erhebliche Verzögerung der Studienaufnahme nach dem Erwerb des Abiturs beobachtet, vor allen Dingen bei jungen Männern: am Höhepunkt dieser Entwicklung im Wintersemester 1998/99 hatten sich 81 Prozent der männlichen Studienanfänger später als ein Jahr nach dem Abitur immatrikuliert (Heine et al. 2008a: 50). Dieser Trend ist allerdings inzwischen wieder rückläufig und eine Verzögerung betrifft „nur“ noch 56 Prozent der Studienanfänger im Jahr 2005/06. Ein weiterer Beleg für eine verzögerte Studienaufnahme ist die Diskrepanz zwischen dem Alter beim Erwerb des Abiturs und der Studienaufnahme: Insgesamt waren die Studienanfänger des Wintersemesters 2006/07 beim Erwerb der Hochschulreife im Mittel 20,1 Jahre alt. Das mittlere Alter bei Studienbeginn betrug dagegen 21,4 Jahre. Das Alter der Fachhochschüler lag dabei rund eineinhalb Jahre über dem der Studienanfänger von Universitäten. Ein Teil der verspäteten Studienaufnahme ist bei den Männern auf das Ableisten von Wehr- und Zivildienst zurückzuführen. Allerdings legen die erheblichen Schwankungen zwischen verschiedenen Jahren, sowie die Spannweite des Anteils von 81 Prozent bis 56 Prozent derjenigen, die ihr Studium verzögern und die durchschnittliche Dauer der Verzögerung von im Mittel 2,7 Jahren im WS 1998/99 bzw. 2,6 im WS 2005/06 auch andere Zwischenstationen und Verzögerungsgründe nahe (ebd., S. 50f.).
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Jacob, M., & Weiss, F. (2010). Soziale Selektivität beim Hochschulzugang – Veränderungen der Zugangssequenzen zur Hochschule im Kohortenvergleich. In Vom Kindergarten bis zur Hochschule (pp. 285–312). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92105-1_10
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