Gesichtsfeldausfälle stellen die häufigste Gruppe zerebraler Sehstörungen dar. Die quantitative (Ausmaß des Ausfalls) und qualitative (betroffene visuelle Teilleistungen) Charakterisierung der unterschiedlichen Formen partieller zerebraler Blindheit diente bereits zu Beginn der klinischen Hirnforschung als Grundlage für die anatomische Zuordnung dieser Ausfälle sowohl entlang der Projektion vom Auge ins Gehirn als auch im visuellen Kortex selbst. Der Vergleich der Assoziation und Dissoziation von Teilfunktionen, d. h. von betroffenen und erhaltenen visuellen Teilleistungen im Gesichtsfeld, erlaubte Rückschlüsse auf die funktionelle Organisation des zentralen visuellen Systems des Menschen, lange bevor bildgebende Verfahren zur Verfügung standen. Zwei Organisationsprinzipien des visuellen Gehirns sind dabei von besonderer Bedeutung: die funktionelle Spezialisierung der Verarbeitung und Codierung von visuellen Informationen und die Aufrechterhaltung der räumlichen und zeitlichen Kohärenz der visuellen Wahrnehmung.
CITATION STYLE
Zihl, J. (2006). Zerebrale Blindheit und Gesichtsfeldausfälle. In Neuropsychologie (pp. 88–96). Springer-Verlag. https://doi.org/10.1007/3-540-28449-4_8
Mendeley helps you to discover research relevant for your work.