Unter der Parole „Wir sind das Volk`` startete die Bürgerrechtsbewegung im Sommer 1989 ihre Massendemonstrationen gegen das DDR-Regime und leitete damit das Ende des ersten Arbeiter- und Bauernstaats auf deutschem Boden ein. Die These vom geradezu zwangsläufigen Scheitern demokratischer Revolutionen in Deutschland war ausgerechnet durch den Zusammenbruch eines politischen Regimes widerlegt worden, in dem viele Beobachter eine ideologisch mutierte Variante des preußischen Obrigkeitsstaates gesehen hatten. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 wurden die Prinzipien einer pluralistisch-liberalen Demokratie zur Grundlage des politischen Lebens im östlichen Teil Deutschlands. Seither steht die Bevölkerung der ehemaligen DDR vor der Notwendigkeit, sich mit einer bis dato lediglich über das Westfernsehen bekannten politischen Ordnung zu arrangieren.
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Gabriel, O. W. (2000). Demokratische Einstellungen in einem Land ohne demokratische Traditionen? Die Unterstützung der Demokratie in den neuen Bundesländern im Ost-West-Vergleich. In Wirklich ein Volk? (pp. 41–77). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05704-8_2
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