Poststrukturalistische Theorien als sensitizing concept in der qualitativen Sozialforschung

  • Fritzsche B
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Im Folgenden soll am Beispiel der pädagogischen Geschlechterforschung untersucht werden, inwiefern sich poststrukturalistische Ansätze als Theoriehintergrund für qualitativ-empirische Untersuchungen eignen. Diese Frage ist aus folgenden Gründen äußerst interessant: Die erziehungswissenschaftliche Rezeption von poststrukturalistischen Theorien ist unter anderem im Rahmen der pädagogischen Geschlechterforschung initiiert und vorangetrieben worden (Lemmermöhle u.a. 2000). Die bisherige Auseinandersetzung mit Poststrukturalismus und auch Dekonstruktion hat jedoch hauptsächlich auf theoretischer Ebene stattgefunden und es gab kaum Versuche, diese Theorien als Ausgangspunkt für empirische Studien zu nutzen. Vor allem in Bezug auf die pädagogische Geschlechterforschung erscheint dies um so erstaunlicher, als in deren Rahmen der durch die Werke der Philosophin Judith Butler (1991, 1997) initiierte Gedanke einer notwendigen Dekonstruktion der Kategorie Geschlecht zwar umstritten ist, sich jedoch durchaus prägend auf aktuelle Debatten ausgewirkt hat (vgl. zum Beispiel Nissen 1998: 86ff., Lemmermöhle u.a. 2000). Während sich der Konstruktivismus als nützliche theoretische Basis für empirische Untersuchungen insbesondere in der Kindheits- und Jugendforschung erweisen konnte, die den Fokus auf die Herstellungsmechanismen von Geschlecht richten (vgl. Breidenstein/Kelle 1998 und Breitenbach 2000), lässt sich, zumindest in Bezug auf die empirische Forschung im deutschsprachigen Raum, kein vergleichbares Interesse an poststrukturalistischen Ansätzen feststellen. Bei den folgenden Überlegungen wird die Aufmerksamkeit auf Untersuchungen gerichtet, die sich insbesondere den Subjekten und ihren Erfahrungen und somit einem zentralen Untersuchungsgegenstand sowohl der Erziehungswissenschaften als auch der Geschlechterforschung zuwenden. In diesem Sinne können poststrukturalistische Ansätze ein fruchtbarer und sensibilisierender Theoriehintergrund in der qualitativen Forschung sein, wenn sie sich als eine mögliche Perspektive auf das entsprechende empirische Material einsetzen lassen, deren Implikationen im Wechselspiel zwischen Erhebung und Theoriegenerierung auch einer kritischen Prüfung unterzogen werden können. Ob und inwiefern solche Theorien sich in diesem Sinne als geeignetes sensitizing concept erweisen, soll im Folgenden an zwei ausgewählten Studien exemplarisch untersucht werden.

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Fritzsche, B. (2001). Poststrukturalistische Theorien als sensitizing concept in der qualitativen Sozialforschung. In Dekonstruktive Pädagogik (pp. 85–101). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09575-0_6

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