Die Selbstquantifizierung als Ritual virtualisierter Körperlichkeit

  • Gugutzer R
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Die digitale Revolution verändert die Gesellschaft, die menschliche Kommunikation und auch das Selbstverständnis des Menschen. Die virtuelle Realität ist mit der physischen Realität derart verwoben, dass von einer „Mixed Reality“ als einer Lebenswelt gesprochen werden kann, in der digitale Information und Kommunikation zu einer wesentlichen Dimension persönlicher und sozialer Existenz geworden sind. Diese Erweiterung und Transformation persönlicher und sozialer Identität in die virtuelle Informations- und Kommunikationswelt hinein, sucht nach Ritualen, die die herkömmlichen Grenzen der Identität auflösen und exemplarisch sowie performativ neue Formen der Selbstwahrnehmung und der Vergesellschaftung realisieren. Die Gesellschaft selbst wird als Netzwerkphänomen erlebt. Traditionelle Leitdifferenzen der Weltdeutung wie die Trennung von Mensch und Maschine, Subjekt und Objekt, Realität und Virtualität, Privatsphäre und Öffentlichkeit verlieren ihre Erklärungskraft. Neue „Netzwerknormen“ wie Konnektivität, Flow, Kommunikation, Transparenz, Partizipation, Authentizität und Flexibilität bilden die Grundlage persönlicher und sozialer Existenz. Die Zurschaustellung der Nutzung mobiler Kommunikationsgeräte wie Smartphones ist eine Form der Ritualisierung der Teilnahme an virtuellen Vernetzungen. Weit tiefgreifender aber ist die Transformation von Körperlichkeit in Daten mittels Technologien und Praktiken der „Selbstquantifizierung“. Begriffe wie „Quantified Self“, „Self-Tracking“ und „Body Hacking“ bezeichnen das Messen und Erheben von Vitaldaten durch Sensoren sowie das Speichern und Verteilen dieser Daten über das Internet. Die Technologien, Praktiken und sozialen Handlungsfelder der Selbstquantifizierung können aus kulturwissenschaftlicher Sicht als Zeichen einer tiefgreifenden Transformation des Welt- und Selbstverständnisses des Menschen im Kontext der digitalen Revolution verstanden werden. Die Netzwerkgesellschaft braucht eigene Rituale. In diesem Zusammenhang spielen die verschiedenen Formen der Selbstquantifizierung eine wichtige Rolle. Körperliche Zustände und Tätigkeiten werden automatisch registriert, digitalisiert, gespeichert, ausgewertet und über Netzwerke verteilt. Der Mensch zeigt sich so auf exemplarische Art und Weise auch in seiner physischen Existenz als Teil der „Mixed Reality“ der Netzwerkgesellschaft. 1.

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Gugutzer, R. (2015). Die Selbstquantifizierung als Ritual virtualisierter Körperlichkeit. In Körper und Ritual (pp. 389–404). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01084-3_18

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