"Es herrscht in der Fachliteratur weitgehende Einigkeit darüber, dass sowohl die Motivation als auch die Folgen der Migration mit spezifischen psychologischen Besonderheiten und Problemen verknüpft sind. […] Biografische Brüche und her-meneutische Unsicherheiten erschweren die Identitätsarbeit" (Zimmermann 2012, S. 22). Doch die erwähnten "psychologischen Besonderheiten und Probleme" übersetzen sich nicht direkt in Krankheiten oder gesundheitliche Auffälligkeiten. So stellt das Robert-Koch-Institut (2008, S. 129) auf der Basis des Surveys "Gesundheit in Deutschland" fest: "Menschen mit Migrationshintergrund [sind] nicht grund-sätzlich "kränker" als Deutsche ohne Migrationshintergrund". Sie haben damit auch ähnlich häufig psychische Probleme wie die deutsche Bevölkerung ohne Migrationshintergrund, insbesondere, wenn die soziale Herkunft, beziehungs-weise Schichtzugehörigkeit, und damit assoziierte schlechtere Lebens-bedingungen berücksichtigt werden (ebd.). Dieser Befund wurde ein Jahrzehnt später bestätigt: "Die gesundheitliche Lage von Menschen mit Migrationshinter-grund ist somit nicht grundsätzlich besser oder schlechter als jene von Personen ohne Migrationshintergrund" (Rommel et al. 2015, S. 550). Trotzdem finden sich bei einer Sichtung aktueller Veröffentlichungen zu psy-chischem Trauma häufig Behauptungen wie im Eingangszitat. Dieses entstammt © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 B. Behrensen und M. Westphal (Hrsg.), Fluchtmigrationsforschung im Aufbruch, https://doi.
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Will, A.-K. (2019). Psychologisierung Geflüchteter: Problematisierung der Verbindung von psychischem Trauma und Fluchterfahrung. In Fluchtmigrationsforschung im Aufbruch (pp. 185–210). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26775-9_10
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