Funktionelle Morphologie und Anatomie der Gefäßpflanzen

  • Kost B
  • Kadereit J
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In den vorangehenden Kapiteln wurden Zellen als elementare Lebenseinheiten und Bauelemente von Geweben behandelt. Auch im Vielzeller ist jede einzelne Zelle tatsächlich eine elementare Lebenseinheit, aber sie repräsentiert hier nicht den Organismus, dessen makroskopische Gestaltung vom zellulären Bau genauso unabhängig ist wie die Architektur eines Bauwerks aus Ziegeln und anderen Bauelementen. Man kann (und konnte ja tatsächlich lange Zeit) sinnvoll Morphologie betreiben, ohne von Zellen etwas zu wissen. Komplexe Gestaltbildungen sind auch ohne Zellengliederung möglich (Abb. 3.1, Abb. 24.48 D, Abb. 24.76; s. Abschn. 1.2.3.6). Freilich zeigen die Seltenheit echter Großzeller und die enorme Vielfalt der Vielzeller, dass Vielzelligkeit eine günstigere Grundlage für die Evolution großer Organismen bot als die Vergrößerung und Komplizierung einer einzigen Zelle. Die Entstehung vielzelliger Organismen setzt nicht nur Massierung, sondern auch geordnete Differenzierung von zunächst gleichartigen Zellen voraus. Die funktionelle Spezialisierung erbgleicher Körperzellen (Somazellen; griech. sóma, Körper) beruht auf differenzieller Genaktivierung (s. Abschn. 1.2.3, Abschn. 8.2). Die Signale dafür müssen jeder von den Bildungsgeweben abgegliederten Zelle Informationen für die ortsgerechte Differenzierung vermitteln. Der vielzellige Organismus kommt nur durch das richtige Zusammenspiel all seiner Zellen und der interzellulären Signale zustande (s. Kap. 15). Als biologische Einheit tritt damit nicht mehr die einzelne Zelle auf, sondern der Funktionsverbund des vielzelligen Vegetationskörpers, das Blastem (griech. blástema, das Geformte; auch Keim, Spross). Dieser ganzheitliche Systemcharakter unterscheidet den Vielzeller bzw. das Blastem grundsätzlich von einem bloßen Zellverband (Coenobium).

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Kost, B., & Kadereit, J. W. (2014). Funktionelle Morphologie und Anatomie der Gefäßpflanzen. In Strasburger − Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften (pp. 97–176). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-54435-4_3

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