Fledermausaktivität in Gondelhöhe in Bergwaldgebieten der Steiermark, Österreich

  • Huemer S
  • Komposch B
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Abstract

Die österreichische Klima- und Energiestrategie sieht einen massiven Ausbau der Windkraftproduktion vor. Die geplanten Standorte für den Ausbau in der Steiermark befinden sich hauptsächlich in Bergwaldgebieten. Bisherige Studien zum Thema Fledermausaktivität und Windkraft wurden vor allem im Tiefland oder in Mittelgebirgslagen durchgeführt. Aktuelle Untersuchungen aus dem Alpenraum zeigten teils beträchtliche Fledermausaktivitäten. Aus den Berg- wäldern Österreichs liegen bis jetzt jedoch noch keine publizierten Daten zur Fledermausaktivität in Gondelhöhe vor. Ziel des vorliegenden Kapitels ist es, den Wissensstand darüber zu verbessern. An fünf verschiedenen Standorten in Bergwäldern der Steiermark, Österreich, wurde die Fledermausaktivität in 1200 bis 1700 m über NN in Gondelhöhe mittels Batcordern (ecoObs) gemessen. Zusätzlich zur Fleder- mausaktivität wurden an vier Standorten die Windgeschwindigkeit und an zwei Standorten die Temperatur in Gondelhöhe erhoben. Die Standortauswahl erfolgte im Rahmen von Planungen für Windkraftprojekte. Der Erfassungszeit- raum lag an allen Standorten zumindest zwischen Mai und Mitte September. An allen Standorten betrug der Rotor-Boden-Abstand maximal 50 m. An den fünf Windparkstandorten wurden insgesamt mindestens acht Fledermausarten nachgewiesen. Das Artenspektrum umfasste sowohl ortstreue Arten wie Zwergfledermaus und Nordfledermaus als auch typische Langstreckenzieher wie Abendsegler, Zweifarbfledermaus und Rauhautfledermaus. An einem Standort wurde die Gattung Myotis auf- gezeichnet. Es stammten 85,2–97,4 % der Aufnahmen von Vertretern der Gruppe Nyctaloid und 2,5–14,7 % von Vertretern der Gruppe Pipistrelloid. Es wurde eine hohe Variabilität der Aufnahmenzahlen verzeichnet, sowohl zwischen den Standorten als auch am selben Standort zwischen den Jahren sowie innerhalb eines Windparks. Die dokumentierte Fledermausaktivi- tät schwankte nicht nur stark zwischen den einzelnen Monaten, sondern auch an einzelnen Tagen. Die höchsten Aktivitäten wurden in den Monaten Juni bis September gemessen. Im April und Mai wurden generell geringe Aktivi- täten dokumentiert. Im Oktober wurden noch an zwei Standorten höhere Aktivitäten registriert. Die hohen Variabilitäten unterstreichen die Wichtig- keit mehrjähriger Erhebungen mittels Gondelmonitoring sowie mehrerer Gondelmonitoring-Standorte innerhalb eines Windparks. Die höchsten Windgeschwindigkeiten, bei denen Fledermäuse noch aktiv waren, reichten von 6,5–15 m/s. Erwartungsgemäß nahm die Aktivität mit zunehmender Windgeschwindigkeit ab. Dieser Rückgang variierte jedoch stark standortabhängig und auch innerhalb eines Standortes von Jahr zu Jahr. Fleder- mausaktivität begann teilweise bereits um den Gefrierpunkt. Diese Ergebnisse zeigen, dass Fledermäuse in Bergwäldern bei höheren Windgeschwindigkeiten sowie kälteren Temperaturen als in tieferen Lagen aktiv sind. Auch in der Jahresphänologie zeigen sich leichte Unterschiede: Hohe Aktivitäten treten bereits ab Juni, also außerhalb des herbstlichen Zug- geschehens, auf. Dies ist bei der Planung von Windparkprojekten in Berg- wäldern zu berücksichtigen. Abschaltalgorithmen können nicht ohne weitere Anpassungen uneingeschränkt aus Tieflandstudien übernommen werden. Vor- läufig ist aufgrund teilweise abweichender Aktivitätsmuster die Anwendung des ProBat-Tools an Bergwaldstandorten kritisch zu sehen. Da in den Bergwald- gebieten der Steiermark zu einem Großteil Windenergieanlagen mit niedrigen Rotor-Boden-Abständen zum Einsatz kommen, sollten zur Kontrolle der Wirk- samkeit der Abschaltalgorithmen fallweise Schlagopfersuchen ab zumindest Juni durchgeführt werden. Zusätzliche Untersuchungen wären wünschenswert, um die Evidenzbasis zu systematischen Unterschieden zwischen Bergwald-, Tiefland- und anderen Gebieten zu erweitern.

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Huemer, S., & Komposch, B. (2020). Fledermausaktivität in Gondelhöhe in Bergwaldgebieten der Steiermark, Österreich. In Evidenzbasierter Fledermausschutz in Windkraftvorhaben (pp. 121–144). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61454-9_6

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