Der Beitrag zur Machtanalytik M. Foucaults im Kontext einer kritischen Theorie und Praxis Sozialer Arbeit erörtert die Annahme, wonach das Konzept der Disziplinargesellschaft trotz aller gesellschaftlichen Formwandlungen auch heute nicht an Relevanz verloren hat. Foucault hat dem Begriff der Disziplin eine Bestimmung gegeben, die sie vor allem als eine integrierende Herrschaftstechnik ausweist, die allerdings - als die andere Seite der Disziplinierung - zugleich auch Prozesse der sozialen Ausschließung produziert. Im Gegensatz zur Perspektive der Kontrollgesellschaft und den vielfältigen Analysen zur Gouvernementalität wird Ausschließung nicht als eine veraltete, in den Hintergrund gedrängte Herrschaftstechnik begriffen, sondern die Dialektik von integrierender Disziplinierung und Ausschließung in den Blick genommen. Es geht daher zunächst darum, den Foucaultschen Disziplinbegriff zu konturieren, um ihn im Anschluss ins Verhältnis zur sozialen Ausschließung zu setzen. Beide Techniken stützen sich auf das Instrument der Norm. In der Auseinandersetzung mit den Foucaultschen Begrifflichkeiten der Norm, Normierung und Normalisierung werden die Zusammenhänge und Übergänge zwischen Disziplinierung und Ausschließung herausgestellt. Abschließend geht es darum, die gegenwärtige Relevanz des Foucaultschen Disziplinbegriffes für Analysen der gegenwärtigen Gesellschaftsformation zu diskutieren und einige Anknüpfungspunkte für eine kritische Theorie Sozialer Arbeit zu benennen.
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Stehr, J. (2008). Normierungs- und Normalisierungsschübe — Zur Aktualität des Foucaultschen Disziplinbegriffes. In Foucaults Machtanalytik und Soziale Arbeit (pp. 29–40). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90710-9_2
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