Die Geographische Konsumforschung hat zwei Wurzeln, die sich hinsichtlich Entstehungsbedingungen, Erkenntnisinteresse und theoretischer Positionierung unterscheiden, aber fruchtbar miteinander verbunden werden können. Die stärker wirtschaftswissenschaftliche Wurzel liegt in der Handelsforschung der 1960er-Jahre. Diese hat das Einkaufsverhalten von Konsumenten als zentralen Einflussfaktor für Fragen des Betriebsformenwandels und der Standortstruktur des Einkaufsverhaltens erkannt und untersucht, wie und unter welchen raumstrukturellen Bedingungen Einkaufsentscheidungen zustande kommen und welche räumlichen Auswirkungen von ihnen ausgehen, etwa für die Innenstädte (Kap. 7). Die eher kulturwissenschaftliche Wurzel liegt in den cultural studies der 1980er-Jahre. Sie haben Konsum als konstitutiv für moderne und postmoderne Gesellschaften erkannt und zählen zu Konsum den gesamten Prozessvom Konsumwunsch über den Erwerb, den Gebrauch bis zur Entsorgung von Waren; dabei wird ein Warencharakter nicht nur im Handel erwerbbaren Konsumgütern zugeschrieben.
CITATION STYLE
Ermann, U., & Pütz, R. (2020). Geographien des Konsums: ein Überblick. In Geographische Handelsforschung (pp. 63–73). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-59080-5_6
Mendeley helps you to discover research relevant for your work.