Ländliche Räume unterliegen starken Veränderungen. Abgesehen von wenigen wachsenden Regionen sind sie meist und insbesondere in den neuen Bundesländern von Abwanderung, Alterung und damit verbundenen Konsequenzen wie einer beständig bedrohten Infrastrukturausstattung gekennzeichnet. Diesem Peripherisierungsszenario stehen Forderungen nach mehr bürgerschaftlichem Engagement seitens bundespolitischer Akteure einerseits und die Tendenz der EinwohnerInnen ländlicher Gemeinden zur Selbstresponsibilisierung andererseits gegenüber. Anhand von Fallstudien dreier schrumpfender Gemeinden aus Bayern, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz zeigt der Artikel, wie kommunalpolitische und zivilgesellschaftliche Akteure mit demographischen Veränderungen und deren Folgen umgehen. Engagierte reagieren dabei sehr unterschiedlich auf demographische Herausforderungen. Während die zivilgesellschaftlichen Akteure in Sachsen-Anhalt auf den Wegfall lokaler Bildungsinfrastruktur mit einer Reorganisation vorhandener Strukturen des Engagements reagieren und so versuchen, die Attraktivität des Ortes zu erhalten, stehen die Fallgemeinden in den alten Bundesländern vor ganz anderen Herausforderungen. Hier binden die vorhandenen Strukturen lokaler Vereine und kirchlicher Akteure weite Teile des zur Verfügung stehenden Potentials engagierter EinwohnerInnen, sodass Umgangsweisen mit aktuellen Herausforderungen vor allem von kommunalpolitischen Akteuren initiiert werden müssen. Anhand dieser Fälle können soziale Innovationen begünstigende oder hemmende Mechanismen und Strukturen aufgezeigt werden. Als innovationsfördernd erweisen sich dabei eine Vereinslandschaft, die das Potenzial bietet, bisher nicht aktive Menschen in neue institutionelle Strukturen zu integrieren, sowie der Einfluss städtischer Ideen und Konzepte zivilgesellschaftlichen Handels. Innovationshemmend dagegen wirken Vereinslandschaften, in denen die einzelnen Akteure so stark integriert sind, dass sie schlicht keine Ressourcen mehr für die Bearbeitung neuerer Herausforderungen haben. In diesen Fällen werden nötige Neuerungen dann von Kommunalpolitikern oder lokalen Honoratioren angestoßen oder moderiert.
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Schubert, C. (2018). Soziale Innovationen im ländlichen Raum. In Soziale Innovationen lokal gestalten (pp. 367–383). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18532-9_21
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