In Kap. 3 wurden Verhaltenserklärungen beschrieben, die sich ausschließlich auf Persönlichkeitseigenschaften beziehen. Zu diesen Persönlichkeitseigenschaften gehören auch Motive. Motive sind relativ stabile Persönlichkeitsdispositionen. Da sich Individuen in der Ausprägung unterschiedlicher Motive unterscheiden, können Motive auch herangezogen werden, um Unterschiede im Verhalten zu erklären. Sie sind gewissermaßen Grundvariablen für vorhersagbare Unterschiede im Verhalten von Individuen. In einem rein personzentrierten Ansatz müssen die Motivdispositionen zugleich erklären, was das Handeln antreibt und steuert. Situative Faktoren rufen in solch einem Ansatz ein entsprechendes Motiv lediglich wach. Wenn eine Person mit einem starken Leistungsmotiv beispielsweise gefragt wird, ob sie an einem Spiel wie »Mensch ärgere dich nichtürde bei ihr augenblicklich das Leistungsmotiv das weitere Handeln bestimmen. Unterschiede zwischen verschiedenen Teilnehmern am Spiel würden allenfalls mit motivabhängigen Motivationsunterschieden in gleicher Situation erklärt werden. Wie Kap. 3 zeigt, reicht der Erklärungswert der Modelle, die in dieser Form allein auf Persönlichkeitsvariablen zurückgreifen, nicht sehr weit. Dazu bieten theoretische Ansätze einen Gegenpol, die allein auf situative Variablen, situative Reize, die Verhalten anregen und steuern, zurückgreifen.
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Beckmann, J., & Heckhausen †, H. (2005). Situative Determinanten des Verhaltens. In Motivation und Handeln (pp. 73–103). Springer-Verlag. https://doi.org/10.1007/3-540-29975-0_4
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