Habitus und sozialer Raum

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Pierre Bourdieu hat den Sozialwissenschaften eine aus Denkwerkzeugen bestehende Theorie von der sozialen Welt hinterlassen, die er in forschungspraktischen Arbeiten entwickelt und modifiziert hat. Der mit diesen Denkwerkzeugen verbundene Zugang zur sozialen Welt beinhaltet allerdings einen Paradigmenwechsel im sozialwissenschaftlichen Denken. So liefert Bourdieu Denkwerkzeuge, um die soziale Praxis von AkteurInnen mit einem reflexiven Blick zu analysieren, der weder implizit noch explizit durch Normativität gekennzeichnet ist, sondern durch eine relationale Betrachtungsweise; diese ermöglicht es, das Wirken und die Funktionsweise von Macht- und Herrschaftsverhältnissen in der sozialen Praxis offenzulegen. Beim Habitus-Konzept und dem Konzept der symbolischen Gewalt, der Konstruktion des sozialen Raumes und der Vorstellung von sozialen Feldern handelt es sich um zentrale Denkwerkzeuge, die von Bourdieu im Laufe seiner Forschungsarbeiten entwickelt wurden. Diese dienen dazu, die soziale Praxis mit ihrer eigenen, praktischen Logik und ihrem praktischen Sinn zu verstehen. Damit ist eine Abkehr von der Vorstellung verbunden, dass soziales Handeln als durchgängig rationales zu fassen ist. Die Kohärenz der Theorie der sozialen Welt erschließt sich hierbei durch das soziologische Denken Bourdieus, das allerdings hierzulande immer noch wenig vertraut ist. So werden die Arbeiten Bourdieus wahrgenommen und bewertet mit jenem sozialwissenschaftlichem Denken, gegen das Bourdieu seine Konzepte entwickelt hat. Das heißt auf die Arbeiten und Konzepte wird ein Denkstil angewendet, den Bourdieu mit seinen Konzepten aufzubrechen sucht. Darin liegt ein Kardinalfehler in der Rezeption der Arbeiten Bourdieus (vgl. dazu Engler/Zimmermann 2002), denn es erschwert den Gebrauch und die Nutzung seiner Konzepte in den Sozialwissenschaften, auch in der Frauen- und Geschlechterforschung.

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Engler, S. (2010). Habitus und sozialer Raum. In Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung (pp. 257–268). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92041-2_30

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