In Deutschland wird ein Anstieg der Netzkosten sowohl für die Übertragungs- als auch Verteilnetze prognostiziert. Durch eine netzdienliche Lastverschiebung könnten die Netze entlastet und der Netzausbaubedarf verringert werden. Durch die zunehmende Integration elektrifizierter Verbrauchstechnologien steigt vor allem das Flexibilitätspotenzial von Haushalten und gleichzeitig entstehen durch die Modernisierung des Messwesens neue Möglichkeiten zur Ausgestaltung und Abrechnung der Netzentgelte. Eine kostenorientierte Ausgestaltung der Netzentgelte könnte ein netzdienliches Verhalten von Netznutzern anreizen. Die aktuelle Netzentgeltsystematik beruht jedoch größtenteils auf der Annahme einer unelastischen Nachfrage. Dies gilt insbesondere für die Netzentgelte auf der Niederspannungsebene. Hierdurch wird ein netzdienlicher Flexibilitätseinsatz nicht angereizt, sondern stattdessen teilweise sogar gehemmt. Vor diesem Hintergrund existieren daher regulatorische Herausforderungen für die Ausgestaltung der Netzentgelte. Jede, der in diesem Artikel skizzierten Ausgestaltungsmöglichkeiten, geht mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen einher. Das Ziel dieses Artikels ist es die ökonomischen Anreizwirkungen der jeweiligen Komponenten zu erörtern. Dabei können insbesondere Kombinationen der Alternativen die jeweiligen Nachteile beheben (bspw. die zeitliche Differenzierung eines Leistungspreises zur Steigerung der Kostenreflexivität). Allein aufgrund der Eigenschaften der Netzkosten scheint eine Kombination verschiedener Netzentgeltkomponenten notwendig. Der Vergleich der Länderbeispiele zeigt verschiedene Erfahrungen hinsichtlich der alternativen Ausgestaltungsmöglichkeiten von Netzentgelten.
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Jeddi, S., & Sitzmann, A. (2019). Netzentgeltsystematik in Deutschland – Status-Quo, Alternativen und europäische Erfahrungen. Zeitschrift Für Energiewirtschaft, 43(4), 245–267. https://doi.org/10.1007/s12398-019-00265-6
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