Studienabbruch — Ursachen und Tendenzen

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Der Studienabbruch ist in der Diskussion. Gelegentlich kann man sich sogar des Eindrucks nicht erwehren, daß über StudienabbrecherInnen ein intensive-rer Disput geführt wird als über Studierende. Das dürfte aber bei einer häufig von Kosteneinsparung und Effizienzkriterien diktierten Diskussion kaum verwundern, denn auf der Suche nach sicheren Maßstäben bedient man sich nur allzu gern des Studienabbruchs als Indikator für angeblich mangelnde Leistungsfahigkeit sowohl der Studierenden als auch des gesamten Hoch-schulsystems. Jedoch ist die Plausibilität einer auf solche Weise erstellten Bi-lanz eher trügerisch; der Studienabbruch kann kaum als Beweis für eine ver-meintliche Ineffizienz des Bildungswesens in Anspruch genommen werden. Die Probleme des Studienabbruchs weisen weit über die Grenzen der Hoch-schulen hinaus. Das belegen die Ergebnisse einer bundesweit repräsentativen Befragung von Studienabbrechern, die das HIS Hochschul-Informations-System Hannover durchführte.! Angesichts der angespannten Debatte über den Studienabbruch ist es durchaus angebracht, zunächst einmal festzustellen, daß Studienaufnahme und Studium eines bestimmten Faches an einer bestimmten Hochschule wie alle Entscheidungen apriori mit dem Risiko des Scheiterns behaftet sind. Be-denkt man die problematischen Konstellationen, die auf grund komplizierter Lebens-und Studienbedingungen in der Ausbildungsphase Studium drohen, so verliert die vorzeitige Exmatrikulation ohne Examen jegliche Aura des Außergewöhnlichen oder Nichtstatthaften. Für viele Studienberechtigte ist der Eintritt ins Studium mit einer völligen Änderung vieler Lebensumstände verbunden. Häufig wurde bis dahin der persönliche Handlungsrahmen vom Elternhaus zumindest mitbestimmt, jetzt dagegen gilt es, über Zeitmanage-ment und Studienplan, über den eigenen Arbeits-, Lebens-und Sozialstil selbständig zu befinden. Die Bewältigung dieser und weiterer Anforderungen ist zweifelsohne ein konfliktreicher Prozeß, der stärker als manch andere Le-bensphase nicht nur ständiger Korrekturentscheidungen bedarf, sondern eben schnell die Frage nach dem Abbruch des Studiums stellt. Dieser Studie liegt eine bundesweit repräsentative Befragung von Studienabbrechern und Absolventen im Sommersemester 1993 und im Wintersemester 1993/94 an den Universitä-ten und Fachhochschulen in den alten und neuen Ländern zugrunde.

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Heublein, U. (1997). Studienabbruch — Ursachen und Tendenzen. In Ostdeutsche Jugendliche (pp. 105–112). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97361-0_8

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