Trotz zunehmender Internationalisierung in Politik und Wirtschaft haben Nationalstaaten bis heute noch einen bedeutenden Einfluss auf die Gestaltung der nationalen Mitgliedschaft. Sie definieren weitgehend den Rahmen der zivilen, sozialen und politischen Institutionen und beeinflussen so die Eingliederung und das Zugehörigkeitsgefühl der Migranten. Die hier durchgeführte Studie untersucht die Bedeutung der Staatsbürgerschaft für den Integrationsprozess der türkischen Nachkommen in Schweden und in der Schweiz. Schweden hat ein liberales Staatsbürgerschaftsmodell entwickelt, welches die Chancengleichheit der gesamten Wohnbevölkerung anstrebt. Die Schweiz dagegen verfolgt eher ein republikanisches Integrationsmodell, wobei das Erlangen der Staatsbürgerschaft eine kulturelle Assimilation erfordert. Die gegensätzlichen Integrationsmodelle führen zu unterschiedlichen Möglichkeitsstrukturen für die Nachkommen von Migranten. Die liberale Integrationspolitik Schwedens führt dazu, dass die Staatsbürgerschaft zunehmend eine Formalitätssache wird. Die tendenziell republikanische Integrationspolitik in der Schweiz hat zur Folge, dass die Staatsbürgerschaft in ihrer symbolischen Dimension weiterhin ein einflussreiches Instrument für den Integrationsverlauf ist. Vorliegende Studie kommt zum Schluss: Obwohl die Staatsbürgerschaft vielleicht viel an funktionalem Wert eingebüsst hat, bleibt sie für die soziale Eingliederung bedeutsam.
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Gilliéron, G. (2016). Staatsbürgerschaftsmodelle in westlichen Demokratien. Zu Bedeutung der Staatsbürgerschaft im Integrationsprozess von türkischen Nachkommen in Schweden und in der Schweiz. In Migration und Minderheiten in der Demokratie (pp. 107–131). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04031-4_6
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